Zinstreiber Volcker tritt ab

■ Nachfolger des US–Zentralbankchefs wird Alan Greenspan / Die Federal Reserve Bank war in vergangenen Jahren verantwortlich für globale Hochzinsen / Entwicklungsländer wurden in den Ruin getrieben

Von Ulli Kulke

Berlin (taz) - Paul Volcker, seit 1979 Chef der US–amerikanischen Zentralbank (“Fed“), wird sich im August nicht mehr um eine dritte Amtsperiode bemühen. Als seinen Nachfolger wird Präsident Reagan Alan Greenspan ernennen, der, als geldpolitisch eher unerfahren eingeschätzt, bekannt ist als Verfechter einer freien, staatsunabhängigen Wirtschaft. Wenn einzelne Personen mit der Zwangslage der verschuldeten Dritte–Welt–Länder seit 1982 identifiziert werden können, so gehört Volcker an vornehmster Stelle zu ihnen. Er ist verantwortlich dafür, daß seit 1979 (noch unter Präsident Carter) das Weltzinsniveau gigantische Höhen erklommen hat. Kurz nach seinem Amtsantritt schraubte er als Waffe gegen die Inflation den US–Diskontsatz, zu dem sich die amerikanischen Geschäftsbanken bei der Zentralbank verschulden können, auf 12 gebremst werden. Die Kreditzinsen für seriöse (“erste“) Adressen stiegen daher auf über 20 Hauptleidtragende waren die Bevölkerungen der Dritte–Welt– Staaten, deren Regierungen ihre horrenden Kreditvereinbarungen zuvor zu flexiblen Zinssätzen abgeschlossen hatten. Volckers Hochzinspolitik führte darüber hinaus zum „Dollarparadoxon“: Von ihrem absoluten Tiefstkurs am 3.1.1980 erholte sich die US–Währung 1985 auf bis zu 3,46 DM - nicht mehr der Vergleich der binnenwirtschaftlichen Geldentwertungsraten, der stets zu Ungunsten des US–Dollar ausfiel, noch die stark passive Handelsbilanz der USA waren bestimmend für den Dollar– Kurs, sondern die internationalen Kapitalströme. Und die flossen in die USA aufgrund der lukrativen Dollar–Zinsen, obwohl sie weltweit angezogen wurden. Der starke Dollar brachte die in dieser Währung verschuldeten Länder in zusätzliche Schwierigkeiten. Ärger handelte sich Volcker allerdings auch mit der US–Regierung ein. Die hohen Zinsen würgten nach Ansicht Reagans die Wirtschaftsentwicklung ab und belasteten den zutiefst verschuldeten US–Haushalt. Volcker konterte indes stets, daß genau dieses rüstungsbedingte Etat–Defizit für die hohen Zinsen verantwortlich sei: Hohe Kreditnachfrage - hoher Kredit(zins)preis. Daß die „Fed“ inzwischen von der Hochzinspolitik abgerückt ist, erklärte sie selbst mit dem inzwischen erfolgreichen Kampf gegen die Inflation. Es dürfte jedoch auch die Tatsache dahinterstehen, daß die USA inzwischen die größte Auslandsverschuldung aufweisen und diese bei hohen Zinsen einfach nicht mehr finanzierbar wäre.