Erhöhte Strahlung in der Mosel

■ Unfall im Primärkreislauf des Atomkraftwerks Cattenom / Radioaktives Tritium in der Mosel gemessen Unklarheit über die Entsorgung des radioaktiv verseuchten Wassers / Metzer Präfektur schweigt

Aus Mainz Felix Kurz

Die saarländischen Umweltbehörden haben in der Mosel erhöhte Werte des radioaktiven Tritium gemessen. Im saarländischen Umweltministerium bringt man dies mit einem Unfall im Primärkreislauf des ersten Blocks des französischen Atomkraftwerkes Cattenom in Verbindung. Bis zu 30,5 bcq pro Liter seien rund 12 Kilometer unterhalb von Cattenom nachgewiesen worden, erklärte der Sprecher im saarländischen Umweltministerium, Roland Lattwein, gegenüber der taz. Gewöhnlich enthalte das Mosel wasser 5–6 bcq/l. In der Nacht zum 23.5. war im Block 1 in Cattenom ein „Absinken des Wasserspiegels im Reaktordruckbehälter“ festgestellt worden. Daraufhin wurde der Reaktor sofort runtergefahren und abgeschaltet. Der saarländischen Landesregierung teilte die Präfektur aus Metz per Telex beruhigend mit, daß man Cattenom „abgekoppelt“ habe wegen einer „Leckstelle im Bereich eines Ventils im Druckerzeuger“. Die Angelegenheit, so die Franzosen, „hat keinerlei Auswirkungen für die Umgebung“ und sei auch „kein seltener Zwischenfall“. Mit keinem Wort wurde mitgeteilt, daß es sich um einen Störfall im Primärkreislauf des AKW handelte. Erst auf wiederholtes Nachfragen und zunächst ausweichenden Antworten bestätigte der Direktor des AKW, Vedrinne, dem saarländischen Umweltministerium gegenüber ein Leck im Primärkreislauf. Über die entwichene Menge radioaktiv verseuchten Wassers gibt es allerdings bis heute keine genauen Angaben. Lapidar hieß es, man fange das kontaminierte Wasser auf, behandele und entsorge es. Bis zum Montag morgen wollten die französischen Betreiber das Leck abgedichtet haben. Am vergangenen Donnerstag folgte dann jedoch nur die überraschende Meldung, der Atommeiler sei wieder am Netz. Über den genauen Ablauf des Unfalls und der getroffen Maßnahmen kein Sterbenswörtchen. Nachdem jetzt die Erhöhung der Tritiumwerte in der Mosel festgestellt wurde (Halbwertszeit von Tritium 12,26 Jahre), erhärtet sich die Vermutung, daß das radioaktiv verseuchte Wasser über den Fluß entsorgt worden ist. Seit Dienstag wartet man im saarländsichen Umweltministerium vergeblich auf ein Erklärung des Metzer Präfekten.