Generalstreik in der Westbank Protestaktion gegen Besetzung

■ Palästinensischer Generalstreik in Israel zum Jahrestag des Junikrieges von 1967 und der Besatzung des Libanons vor fünf Jahren / Iraelische Armee in erhöhter Alarmbereitschaft

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Die Palästinenser in den israelisch besetzten Gebieten und im annektierten Ostjerusalem begehen an diesem Wochenende gleich zwei Jahrestage mit einem Generalstreik: Zwanzig Jahre sind seit dem Sechstagekrieg zwischen Israel und den arabischen Nachbarn vergangen; die Invasion im Libanon jährt sich zum fünften Mal. Bereits am Donnerstag blieben zahlreiche Geschäfte geschlossen. Israelische Medien warfen „palästinensischen Kommunisten und ihrem wachsenden Einfluß“ vor, die „arabische Bevölkerung zum Streik anzustacheln“. In dem palästinensischen Flüchtlingslager Balata bei Nablus wurde erneut eine Ausgangssperre verhängt, nachdem die Bewohner mit Demonstrationen gegen einen Vorfall vom Dienstag protestierten, bei dem ein 14jähriges Mädchen verletzt worden war. Israelische Soldaten hatten „in die Luft“ geschossen, nachdem sie von Kindern mit Steinen beworfen worden waren. In einer großangelegten Durchsuchungsaktion in Balata waren am vergangenen Sonntag über 50 Palästinenser festgenommen und zehn weitere in „administrative Haft“ ohne Anklage oder Gerichtsverhandlung genommen worden. Bei Haus–zu–Haus–Druchsuchungen wurden Messer, Zwillen und eine Pistole beschlagnahmt. Zuhause bleiben mußten auch die Einwohner von Ramallah bei Jerusalem. Hunderte von Palästinenserinnen hatten dort mit scharzen Fahnen gegen die Besatzung protestiert. Zuvor war eine palästinensische Flagge gehißt und israelische Fahrzeuge mit Steinen beworfen worden. Über das Zentrum von Hebron wurde eine Ausgangssperre verhängt, nachdem ein 14jähriger jüdischer Siedlerjunge niedergestochen und verletzt worden war. In Erwartung weiterer Demonstrationen und Protestaktionen am Wochenende wurden die israelischen Truppen in der Westbank und dem Gaza–Streifen in Alarmbereitschaft versetzt. Für Aufsehen sorgte das Angebot des Chefredakteurs der palästinensischen Zeitung Al Fajr, Hanna Siniora, er werde bei den nächsten Kommunalwahlen in Jerusalem eine arabische Liste anführen. Auf israelischer Seite war von einem Durchbruch die Rede, der „die Anerkennung des vereinigten Jerusalem als die ewige Hauptstadt Israels durch die Araber“ signalisiere. Palästinensische Verantwortliche in den besetzten Gebieten wiesen demgegenüber darauf hin, daß es unter Besatzung keine freien Wahlen geben könne öfter gewählte Bürgermeister von den israelischen Behörden abgesetzt worden seien.