US–Drohungen gegen Iran

■ Die USA schießen sich - bisher verbal - auf neue iranische Raketenstellungen an der Straße von Hormuz ein / USA verstärken ihre Flottenpräsenz

Berlin (dpa/ap/taz) - Das Pingpong zwischen Washington und Teheran um die Stationierung von iranischen „Seidenraupen“–Raketen chinesischer Bauart am Eingang des Persischen Golfs hielt auch am Wochenende an. Der Stabschef des Weißen Hauses, Howard Baker, erklärte in Venedig, Teheran solle es sich „sehr genau überlegen“, ob es wirklich die Anti–Schiffraketen an der Straße von Hormuz aufstellen wolle. Der stellvertretende iranische Außenminister Scheihk Ol–Islam erklärte am Vortag in Wien: „Wenn wir unser Erdöl nicht exportieren dürfen, lassen wir auch kein anderes Land Erdöl exportieren, egal unter welcher Flagge welcher Macht die Schiffe fahren.“ Die „Seidenwurm“–Raketen sind ins Zentrum der Debatte um die US–Politik am Golf gerückt, nachdem die Washington Post gemeldet hatte, eine der Optionen der USA sei die Zerstörung dieser Raketenstellungen. Bereits im März hatte es geheißen, sechs Raketen seien stationiert worden. Demgegenüber meinte Baker jetzt, möglicherweise sei es noch nicht dazu gekommen. Reagans Sicherheitsberater Frank Carlucci gab am Samstag an, Iran habe bereits eine Lieferung von zwanzig dieser Raketen mit einer Reichweite von 40 bis 80 Kilometern erhalten. Als Stationierungstermin wird in Washington nun der 1.Juli gehandelt. Wie aus dem Bericht der Washington Post weiter hervorging, sind neben der Option einer Zerstörung der „Seidenmürmer“ auch andere Möglichkeiten im Gespräch. Dazu zählten Warnungen an den Iran, die Raketen nicht zu stationieren, auf elektronische Störmanöver zu vertrauen oder auf eine wirklichen Angriff zu warten. Unterdessen hat der US–Flugzeugträger „Saragota“ mit 14 Begleitschiffen seinen Stützpunkt in Florida in Richtung Persischer Golf verlassen. Demgegenüber beabsichtigt die Sowjetunion nicht, ihre militärische Präsenz im Golf zu erhöhen. Wie Vizeaußenminister Juli Woronzow am Sonntag gegenüber der New York Times erklärte, diskutiere Moskau aber mit Iran, Irak, Indien und anderen Staaten über Wege, die freie Schiffahrt im Golf zu garantieren. bs