Triumph für Südafrikas Gewerkschaften

■ Staatliches Transportunternehmen kündigt Wiedereinstellung von 16.000 entlassenen Eisenbahnern an / Die wegen eines dreimonatigen Streiks entlassenen Arbeiter waren nicht zu ersetzen / Verluste von 20 Millionen Rand zwangen das Management in die Knie

Johannesburg (afp/taz) - Die südafrikanische Gewerkschaftsbewegung hat einen der bis dato längsten und blutigsten Arbeitskämpfe der Apartheidrepublik für sich entschieden. Nach mehr als drei Monaten Streik gab das Management des staatlichen südafrikanischen Transportunternehmens SATS am Freitag klein bei und kündigte die Wiedereinstellung von mehr als 16.000 entlassenen schwarzen Eisenbahnarbeitern an und erfüllte damit die wichtigsten Forderungen der Streikenden. Wie der Generalsekretär des größten schwarzen Gewerkschaftsdachverbandes, Jay Naidoo, der Presse mitteilte, werden den Arbeitern auch die während der Arbeitslosigkeit entgangenen Sozialleistungen rückwirkend erstattet. Das Unternehmen wird die Unterkünfte der Arbeiter für rund fünf Mio. Dollar renovieren lassen. Ferner wird den schwarzen Arbeitern Kündigungsschutz und das Recht eingeräumt, ihre Vertreter bei demokratischen Wahlen zu bestimmen, was von Beobachtern allgemein als großer Sieg für die schwarze SARHWU–Gewerkschaft gewertet wird. Von Regierungsseite wurde die Einigung dagegen kaum kommentiert. Die Organisation der Hafen– und Eisenbahnarbeiter war bislang vom Arbeitgeber nicht anerkannt worden. Die bahnbrechende Übereinkunft wurde nach zähen Verhandlungen zwischen den Anwälten der Gewerkschaft und Vertretern des Managements erreicht. Als einzigen Kompromiß mußte die SAHRWU auf die Lohnnachzahlung für die Dauer des Streiks verzichten. Während des dreimonatigen Ausstandes, der über Wochen große Teile des Johannesburger Nahverkehrssystems in die schwarzen Townships lahmgelegt hatte, wurden mehrfach Eisenbahnwaggons angezündet. Es kam zu zahlreichen Zusammenstößen zwischen Polizei und Gewerkschaftern, die Regierung warf der SAHRWU sogar vor, Streikbrecher getötet und mißhandelt zu haben. Trotz der zahlreichen Versuche, den Arbeitskampf zu kriminalisieren, unterstützte die Mehrheit den Arbeitskampf bis zum Schluß. Als das Management nach der Entlassung der 16.000 Arbeiter vor vier Wochen nach neuen Bewerbern suchte, meldeten sich ganze 300 Arbeitswillige. Die Unmöglichkeit, die zum großen Teil qualifizierten Arbeitsplätze schnell zu besetzen, wird als Hauptgrund für das Einlenken der Unternehmensleitung gesehen. SATS sind während des Ausstandes durch Einnahmeausfälle und Sabotageaktionen Verluste von mehr als 20 Mio. DM entstanden. mf