Die MLPD feiert entschlossen und diszipliniert

■ Zweites Pfingstjugendtreffen der Marxistisch–Leninistischen Partei Deutschlands in Düsseldorf / Proletarische Traditionspflege ist erklärtes Ziel / Parteivorsitzender wird beim Volkslauf von den Parteigenossen überholt

Von Corinna Kawaters

Düsseldorf (taz) - Der Staufenplatz im Düsseldorfer Stadtteil Grafenberg, ein von Bäumen umsäumtes Karree, zeichnet sich gemeinhin durch seine ordentliche Unauffälligkeit aus. An diesem Pfingstwochenende aber ist er dicht bedeckt mit Zelten und Regendächern. Alles auf nassem, matschigen Grund: Es regnet an haltend. Doch davon läßt sich kein kämpferischer Proletarier beeindrucken. Die MLPD feiert. Zum zweiten Pfingstjugendtreffen sind die Mitglieder der Marxistisch–Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) von weither angereist. So sind die Bosch–Jugendgruppe aus Stuttgart , die antifaschistische Schülergruppe aus Kassel wie auch die Frauengruppe „Rote Nelke“ aus Mülheim/Ruhr dabei. An Infoständen und auf Schautafeln informieren die Gruppen über ihre politische Überzeugungsarbeit in Betrieb und Stadtteil, verkaufen Zwiebelkuchen, Rostbratwürstchen oder andere Spezialitäten. All das in in bester proletarischer Tradition - denn mit ihrem Pfingstjugendtreffen will die MLPD an historische „Kampftage der Arbeiterjugend“ seit 1909 anschließen. Die MLPD selbst wurde erst 1982 gegründet: Sie ist der Zusammenschluß des Kommunistischen Arbeiterbundes (KABD) und der KPD/ML, Abteilung „revolutionärer Weg“. Stefan Engel, der junge, rundliche Parteivorsitzende, feiert entschlossen mit. „Bei uns ist die Leitung an der Praxis beteiligt“, sagt er und fügt augenzwinkernd hinzu: „Und dann bin ich beim Volkslauf noch nicht mal Erster geworden.“ Volkslauf, Fußballspiele, Imbißstände, Musik– und Theatergruppen werden für die Erwachsenen geboten. Man ist bemüht, das klassische Bild des Proletariers hochzuhalten. Da gehört dann die Demonstration zu Beginn des Festes genauso dazu, wie die Bildungsangebote im Bücherzelt oder die nostalgische Betrachtung des Niedergangs des Arbeiterliedes mit einem KPD–Veteranen. Doch auf dem Staufenplatz beherrschen an diesem Wochenende die Kinder und ihr Programm das Geschehen. Ob sie in einer lange Schlange über den Platz laufen, als Bananenmix–Verkäufer an ihrem Stand werkeln oder beim Holzturmbau den Hammer schwingen - es dominieren die vielen „Rotfüchse“, wie die Kleinsten im Parteijargon heißen. „Die Rotfüchse sind die Hoffnung und die Zukunft der Partei“, sagt Stefan Engel. Traditionsbewußt und dennoch zukunftsorientiert auch die Fragestellung der Diskussionsrunde am Samstag. Sie hieß: Warum hat die Arbeiterklasse Interesse an einer gründlichen Berufsausbildung ? Mehr als zwei Stunden wird hier um ein sehr strenges Arbeiterbildungsideal diskutiert. Der Umstand, daß auch so manchem Jugendlichen das Interesse an der gründlichen Berufsausbildung fehlt, wird „Videos und Schundkultur“ angelastet. „Der Rebell läßt als einzige Zeitung die Arbeiterjugendlichen zu Wort kommen“, lobt da einer die MLPD–Jugendzeitung, daß viele Jugendliche eben doch lieber Bravo lesen, bleibt unerwähnt. Ohne Schund und Grelles, ohne Tigerhosen und Schmuckhändler, ohne Hunde, die auf dem Platz herumlungern, ohne Müllberge und ohne die übrigen Randerscheinungen eines großen Open–air– Festes, nahm das Pfingstreffen seinen Lauf. Die MPLD feiert. Diszipliniert und wohlorganisiert.