Klein: CSSR soll „zumindest“ bedauern

■ Auf dem 38. Sudetendeutschen Tag in Nürnberg lastet Minister Klein der CSSR–Regierung „Vertreibungsverbrechen“ an / Scharfe Reaktionen aus Prag auf die „verleumderischen Angriffe“

Nürnberg (taz/dpa) - Eine „grobe Entstellung historischer Tatsachen und verleumderische Angriffe“ gegen die CSSR hat die tschechoslowakische Nachrichtenagentur ctk dem Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Hans Klein, am Sonntagabend vorgeworfen. Der 1931 in Mährisch–Schönberg/Sudetenland geborene CSU–Minister, dessen Mutter an den Folgen einer ver geblichen Flucht vor den Sowjets (laut Munzinger–Archiv) gestorben war, hatte in einer Rede vor 7.000 in der Nürnberger Frankenhalle versammelten „Landsmännern“ die Prager Regierung aufgefordert: „So wie wir Vertriebene schon wenige Jahre nach der Vertreibung feierlich auf Rache und Vergeltung verzichtet haben, so erwarten wir zumindest ein Wort aufrichtigen Bedauerns für die Verbrechen an Deutschen.“ Die Vertreibung, bei der laut Klein Hunderttausende ermordet worden seien, sei wichtiger Bestandteil der langfristigen Revolutionsstrategie Stalins gewesen. Klein betonte zwar, er wolle keine aggressiven Gefühle gegen den tschechischen Nachbarn wecken, weil es weder eine tschechische noch deutsche Kollektivschuld gäbe, aber schließlich hätten die „Deutschen sich zu ihren Verbrechen bekannt“. Darüberhinaus hatte Klein den Versuch unternommen, nicht das Münchner Abkommen von 1938 zum Ausgangspunkt der Zerschlagung der CSSR durch Hitler zu machen, sondern dessen angeblichen Bruch durch den deutschen Einmarsch in die Tschechoslowakei. Dies sei der erste Schritt in den Zweiten Weltkrieg gewesen. Die Replik von ctk dazu lautete, Klein habe versucht, das Thema des „Münchner Diktats“ in einem ganz anderen Licht neu zu deuten, obwohl es durch den Vertrag zwischen der CSSR und der Bundesrepublik 1973 für null und nichtig erklärt worden sei. Bei der Abtrennung „Sudentendeutschlands“ 1938 hatte die sich zum Nationalsozialismus bekennende Sudetendeutsche Partei mit 1,34 Mio. Mitgliedern eine bedeutende Rolle gespielt. Ihr Kampf gegen die angeblich „nationale Unterdrückung der Sudentendeutschen“ diente Hitler als Vorwand seiner Annexionspolitik. Andere Redner/innen, wie die Ministerin für innerdeutsche Beziehungen Wilms und der Staatsminister a.D. Neubauer erklärten, daß die sudetendeutsche Frage als Teil der deutschen Frage weiterhin offen sei. Die Heimatvertriebenen seien die „größte Friedensbewegung“ und müßten eigentlich den Friedensnobel– Preis erhalten, meinte Neubauer. Er wie Klein äußerten angesichts der Gorbatschowschen neuen Politik die Hoffnung auf „weltpolitische Veränderungen, die auch für die Anliegen der Vertriebenen wirksam werden können“. bmm