N O C O M M E N T Besser zum Fußball

■ Kollegenschelte in Sachen Weltwirtschafts–Berichterstattung

Nun haben sie es also alle erkannt, bis hin zur ARD (“besser nur alle zwei Jahre“) und gar der Faz (“inhaltsleer“): Die jährlichen Wirtschaftsgipfel seien so unnötig wie die Kröpfe der Welt. Insbesondere die Ungleichgewichte im gegenseitigen Handel könne man nicht durch wortgewaltige Erklärungen aus der Welt schaffen. Weiter so, Ihr anderen Medien! Wie groß aber ist das Problembewußtsein vieler Kollegen wirklich? Recht klein: Während einerseits in den Donnerstagsblättern über die venezianische Erfolglosigkeit im Bemühen um Handelsausgleich lamentiert wird, nimmt in denselben Ausgaben ein Ausblick des Deutschen Industrie– und Handelstages über die weiteren Export“chancen“ der BRD breiten Raum ein. Da freut man sich, daß das Land mit dem größten und aggressivsten Exportvolumen (526,4 Milliarden DM, Überschuß: 112,2 Milliarden DM) „Märkte verteidigt“, und bezeichnet das als „zuversichtliches Bild“. Auch die Frankfurter Rundschau schreibt von „Pessimismus“, wenn in dem Zusammenhang über einen möglichen Exportrückgang nachgedacht wird. Die Werteskala des DIHT wird glatt und unkommentiert übernommen. Von der alten Lehrmeinung, daß eine „aktive Handelsbilanz“ zu einer gesunden Wirtschaft gehört (und zwar nach wie vor so aktiv wie möglich), kann sich kaum jemand trennen. Wie aber soll der Ausgleich laufen, wenn die Überschüsse ( „Aktiva“) nicht abgebaut werden? Eine entsprechend große Importsteigerung schließlich wäre unmöglich und würde ohnedies Zeter und Mordio hervorrufen. Allein die Donnerstagsausgaben der Zeitungen machen also deutlich, wie Worte und tatsächliche Absichten in der „herrschenden“ Meinung im Verhältnis stehen. Staatspräsident Mitterrand wußte wohl, warum er wegen eines Fußball–Länderspiels in der Heimat vorzeitig den Gipfel verließ. Ulli Kulke