Verluste für Spaniens Sozialisten

■ Stimmenverluste für die PSOE bei der dreifachen Wahl / Sie bleibt stärkste Partei / Gewinne für Linksgruppierungen und Nationalisten / Herri Batasuna schickt Kandidaten ins Europaparlament

Madrid (taz) - Die Ergebnisse der Kommunal–, Regional– und Europaparlamentswahlen, die am Mittwoch in ganz Spanien abgehalten wurden, haben im großen und ganzen die Erwartungen erfüllt. Die regierende Sozialisti sche Partei PSOE verlor bei den Regionalwahlen etwa fünf Prozent und die absolute Mehrheit in 21 großen Städten, darunter auch in Madrid. Vor allem dort hatten sich in den vergangenen Monaten soziale Konflikte zugespitzt. Trotz der Verluste bleibt die PSOE jedoch weiterhin die stärkste Partei. Auch die zweitstärkste Gruppierung, die konservative Alianza Popular, mußte Verluste einstecken. Die Stimmenverluste der großen Parteien kamen der Linkskoalition Izquierda Unida (IU) sowie dem Demokratisch–Sozialen Zentrum (CDS) von Adolfo Suarez zugute. Stimmengewinne gab es auch für nationalistische Gruppierungen. Eine Reihe rechter Regionalparteien verbuchte Gewinne in den Regional– und Kommunalparlamenten. Im Baskenland legte sowohl die Abspaltung der konservativen Nationalistischen Partei PNV, Eusko Alkartasuna, wie auch die Eta–nahe Parteienkoalition Herri Batasuna, zu. Herri Batasuna hatte bislang den Parlamentarismus als Farce abgelehnt. Für die Europawahl hatte sie erstmalig landesweit kandidiert. Ihr Spitzenkandidat Txema Montero wird nun ins Europaparlament einziehen. Die mit den bundesdeutschen Grünen vergleichbare „Baskische Linke“ Euskadiko Ezkerra wird hingegen im Europaparlament nicht mehr vertreten sein. Auch der spanische Altkommunist Santiago Carrillo schaffte den Sprung nach Straßburg nicht. Die Sozialisten, denen nach fünf Regierungsjahren ein arroganter Gebrauch der Macht vorgeworfen wird, müssen nun in vielen Städten erstmalig koalieren - in Madrid vermutlich mit der CDS, in Barcelona mit der KP. Nach einem Frühling voller Streiks und sozialer Unruhen haben die Wähler den Sozialisten nun einen Denkzettel verpaßt. Ob das jetzige Wahlergebnis eine vorübergehende Erscheinung ist oder aber die Vorherrschaft der Sozialisten gebrochen wird und damit mehr Leben in die politische Landschaft Spaniens kommt, wird sich spätestens bei den nächsten Parlamentswahlen im Jahre 1990 erweisen. Jasmin Tan/–ant