Altpapier verbrannt

■ Brandanschlag auf Rathaus in Filderstadt–Sielmingen Völkszählungsbögen verbrannt / Zählung vorläufig gestoppt

Stuttgart (taz) - Im Unterstand der Bushaltestelle vor dem Sielminger Rathaus rufen noch alte Plakate zum „Fest der Ungezählten mit Verfassungsschwoof beim Kronenwirt“ auf. Bürger, die die Volkszählung verweigern, konnten sich am Mittwoch anwaltlich beraten lassen. In der darauffolgenden Nacht brannte das Rathaus Sielmingen bei Stuttgart. Unbekannte Personen sollen gegen 3 Uhr nachts mit einem LKW in den Hof hinter dem Rathaus gefahren sein. Eine Nachbarin hatte erst das Klirren von Scheiben und dann eine Explosion gehört. Später schlugen Flammen aus dem Raum des Rathauses, der seit Beginn der Volkszählung der Lagerung ausgefüllter Erhebungsbögen dient. Nach der Löschaktion der Ortfeuerwehr ist ein Viertel der Volkszählungsbögen angebrannt, verschmolzene Lampen hängen von der Decke, die Holztäfelung des Raumes ist verkohlt. Den Sachschaden schätzt die Polizei auf 100.000 DM, der Zählstellenleiter rechnet mit der Hälfte. Die Ermittlungen hat das Landeskriminalamt übernommen. Die Volkszählung in Sielmingen wurde bis auf weiteres gestoppt. Mitglieder der Sielminger Boykottinitiative haben sich öffentlich von dem Brandanschlag distanziert. Ein paar Sielminger Bürger, sagt der Zählstellenleiter, hätten entrüstet angerufen. diwi