Ein Idol tritt ab

Bonn (taz) - In der Bonner Beethoven–Halle wird morgen eine historische Zäsur formal besiegelt: Willy Brandt tritt nach 23 Jahren vom Parteivorsitz zurück; die SPD wird Hans–Jochen Vogel vor den Karren spannen, der damit zugleich Vorsitzender von Partei und Bundestagsfraktion ist. Manche Träne wird für Willy Brandt morgen fließen. Die Partei will ihr Idol auf besondere Weise würdigen: Brandt wird Ehrenvorsitzender auf Lebenszeit. Damit ist er der erste Ehrenvorsitzende in der Geschichte der SPD. Durch „ein starkes Votum“ solle er auch gebeten werden, den Vorsitz der Programmkommission zu übernehmen. Zu einem Denkmal wird Brandt nun erhoben, nachdem die Partei „den Alten“ selbst gestürzt hat: Brandt begann seine Nachfolge zu regeln, wollte mit der Berufung der parteilosen Griechin Mathiopoulos zur Presseprecherin ein Signal setzen. Er scheiterte an einer Mischung aus rassistischem Gegrummel, Parteisoldatentum, Milieuwiderstand und Frauenneid. Als stellvertretende Parteivorsitzende werden Rau und Lafontaine gewählt. Mit Brandt scheidet auch Bundesgeschäftsführer Peter Glotz. An seine Stelle tritt ab Montag Anke Fuchs. Die neue Bundesgeschäftsführerin muß jedoch am Sonntag nicht formal bestätigt werden; sie wurde vom Parteivorstand schon Ende März gewählt. Hans–Ulrich Klose soll als neuer Schatzmeister der SPD bestätigt werden. Urs