Italien wählte die Kontinuität

■ Geringe Verschiebung bei den Parlamentswahlen / Plus für Craxi und Christdemokraten / Grüne erhalten 13 Sitze / Der Hahnenkampf um den Sessel des Ministerpräsidenten kann beginnen

Rom (taz) - „Schlauer als vorher“, resümiert die Tageszeitung Il Messaggero, „sind die Italiener nach dieser Wahl bestimmt nicht.“ Was die große Politik angeht, stimmt das wohl: Die Ergebnisse der Parlamentswahlen vom vergangenen Sonntag und Montag werden kaum zu größeren Verschiebungen führen: Die Christdemokraten stiegen im Vergleich zur letzten Parlamentswahl 1983 um 1,3 Prozent auf 34,3 Prozent und bleiben damit stärkste Partei. Im 630 Sitze umfassenden Abgeordnetenhaus werden sie künftig 234 statt wie bisher 225 Sitze einnehmen. Gefolgt werden sie von den Kommunisten, deren seit Jah ren anhaltender Abwärtstrend sich wieder bestätigte: Sie fielen von 29,9 auf 26,6 Prozent der Stimmen. Sie werden künftig 177 statt wie bisher 198 Sitze haben. Die Sozialisten mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten Craxi haben zugelegt von 11,4 auf 14,3 Prozent und werden 94 Sitze einnehmen. Ein gutes Ergebnis haben die Grünen erzielt, die mit 2,6 Prozent auf Anhieb 13 Abgeordnete ins Parlament brachten. Der Pornostar Ilona Staller, Cicciolona genannt, ist als Abgeordnete der Radikalen Partei ins Parlament gewählt worden. Und eine bittere Pille: Die Neofaschisten von der MSI sind in Bozen, der Hauptstadt des vorwiegend deutschsprachigen Südtirol mit 25,58 Prozent zur stärksten Partei geworden. Darin schlagen sich die gerade in letzter Zeit wieder verstärkten Spannungen zwischen den deutsch– und den italienischsprachigen Bewohnern von Südtirol durch. Landesweit hat die MSI allerdings an Stimmen verloren. Das Wahlergebnis läßt lediglich die Perspektive erneuter und noch härterer Rivalitätskämpfe zwischen Sozialisten–Chef Craxi und Christdemokraten–Führer De Mita zu. „Zwei Gockel - o weia“, bemerkte denn auch die Tageszeitung La Repubblica erschreckt. WR/–ant