Freiburger Roll–back rollt an

■ Der SPD–Oberbürgermeister verspricht, das letzte besetzte Haus schnellstens zu räumen / CDU und „Freie Wähler–Vereinigung“ wollen der Alternativszene Räume und Zuschüsse wieder wegnehmen

Aus Freiburg Thomas Scheuer

Der Schloßbergring, das letzte noch besetzte Haus in Freiburg, „wird so schnell als möglich geräumt,“ erklärte SPD–Oberbürgermeister Rolf Böhme auf der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend, die sich mit dem nächtlichen Pfingstkrawall und dessen Konsequenzen befaßte. Für die nun bevorstehende Räumung des Doppelgebäudes am Schloßbergring erhielt der OB Rückendeckung aus allen Fraktionen mit Ausnahme der Grünen und der Friedensliste. Gespalten zeigte sich das Stadtparlament jedoch bezüglich der weiteren Politik gegenüber „der“ Freiburger Alternativszene. So möchte etwa die CDU die vom Rat bereits beschlossene Überlassung einer Halle der „Grether Fabrik“ an den „Arbeitskreis Alternative Kultur“ (AAK) nun wieder rückgängig machen. Die CDU–Hilfstruppe „Freie Wähler–Vereinigung“ beantragte in einem auf Volksabstimmung gezielten Rundumschlag gleich die Streichung sämtlicher Zuschüsse für alternative Kulturprojekte (bis hin zum Kommunalen Kino) sowie eine städtische Resolution gegen die erwartete Stuttgarter Lizenz für Radio Dreyeckland. Sprecher von SPD, Grünen und Friedensliste verurteilten zwar auch eindeutig die Randale in der Nacht auf den Pfingstsonntag (Grüne: „Purer Vandalismus“), forderten aber gegenüber der „Szene“ eine differenzierte Sichtweise und nahmen insbesondere den AAK vor den Angriffen der Rechten in Schutz. Wegen formaler Antragsfristen konnte der Gemeinderat jedoch keine konkreten Beschlüsse fassen; das soll auf einer Sitzung am 1. Juli geschehen. Während im Rathaus OB Böhme noch seine Linie „Ja zur Toleranz, Nein zu Rechtsbruch und Gewalttätigkeit“ erörterte und zur Besonnenheit mahnte, droschen draußen bereits von auswärts angereiste Polizeitrupps wegen Nichtigkeiten auf Demonstranten ein. Etwa zwölf Demonstranten und vier Polizisten sollen verletzt worden sein. Die Polizeiführung, die Böhmes Befriedungspolitik offenbar zu hintertreiben gewillt ist, hatte Einheiten auf die Demo losgelassen, die eben erst vom Reagan–Einsatz zurückgekommen waren. In der Nacht zum Donnerstag ist bei einem Brandanschlag auf einen städtischen Bauhof ein Schaden von etwa 100.000 Mark entstanden. Die Polizei vermutet einen Zusammenhang mit den Krawallen. Ein Polizeisprecher teilte mit, daß an drei Stellen vier Brandsätze gelegt wurden. Experten des Stuttgarter Landeskriminalamtes wurden in die Ermittlungen eingeschaltet.