Billiger Parkplatz für Atomwaffen

■ Die militärischen Interessen der USA und ihr Engagement in Südkorea

1978 schrieben verantwortliche US–Militärs in einem Bericht über ihr Engagement in Südkorea: „Kommandeure der Streitkräfte halten Korea für den besten Trainingsort der Welt: extensive Manövergelände, extensive Freifeuerzonen und ein richtiger lebender Feind nördlich der Demarkationslinie. Darüber hinaus ist es eine der wenigen Militärbasen, wo niemand versucht, uns hinauszuwerfen oder die Miete zu erhöhen.“ Solch lobende Worte waren 1978 in einem US– Militärbericht zu den Vorzügen des damals noch von Chun–Vorgänger Park Chun Hee regierten Landes der Morgenstille zu lesen. Zwar ist inzwischen in Südkorea der Widerstand gegen die amerikanischen Militäreinrichtungen erhebich gewachsen, aber noch immer gilt: Das Interesse der USA an einer Lösung der innenpolitischen Krise in Südkorea ist wesentlich durch die Rolle Seouls in Washingtons Verteidigungskonzept bestimmt. Südkorea ist der einzige Verbündete der USA auf dem asiatischen Festland und unentbehrlich für die Kontrolle der Meerengen von Korea und Tsushima. Sollte Washington wegen des Widerstandes japanischer Antiatomgruppen einmal Probleme mit der Nutzung japanischer Häfen bekommen, wären die südkoreanischen automatisch Ausweichstandorte. Die militärische Kooperation stützt sich auf drei Verträge: den koreanisch–amerikanischen Verteidigungsvertrag von 1954, den japanisch–amerikanischen Sicherheitspakt von 1961 und das 1969 zwischen US–Präsident Nixon und dem japanischen Premier Sato unterzeichnete Kommunique, in dem Südkorea ausdrücklich als innerhalb des japanischen Interessengebietes liegend bezeichnet wurde. Damit ist ein faktisches Dreierbündnis im Fernen Osten entstanden. Gegenwärtig sind 42.000 US–Militärs in Südkorea stationiert, und Südkoreas eigene 600.000 Mann starke Armee wird von einem amerikanischen Oberbefehlshaber kommandiert, weshalb die Regierung in Seoul von Nordkorea und auch von der radikalen studentischen Opposition als Marionettenregime betrachtet wird. Pläne des Ex–Präsidenten Jimmy Carter, die Truppen innerhalb von fünf Jahren abzuziehen, stießen auf eisernen Widerstand des CIA und wurden nie in die Tat umgesetzt. Im Gegenteil, Washington erhöhte sogar in den 80er Jahren die Militärhilfe an Südkorea und Japan, nachdem mehrere Geheimdienststudien auf die Bedrohung durch Nordkorea verwiesen und die Truppenstärke des feindlichen Nachbarn sukzessive nach oben manipuliert hatten. Südkorea ist der einzige Stützpunkt in Asien, auf dem die USA Atomwaffen lagern. Nach einem 1976 veröffentlichten Bericht des ehemalien Flottengenerals Gene La Roque beträgt ihre Gesamtzahl zwischen 661 und 686. Die nukleare Zerstörungskraft entspricht dem Tausendfachen der Hiroshimabombe. Nach (natürlich unbestätigten) nordkoreanischen Angaben sollen auch 56 Neutronenbomben in Südkorea gelagert sein. 1983 erklärte US–General Edward Mayer, der Generalstabschef der US–Landstreitkräfte, vor Reportern in Seoul, daß die Atomwaffen dann zum Einsatz kommen könnten, wenn sich ein Krieg mit konventionellen Mitteln zu lange hinziehe. Der Einsatz sei möglich, wenn die Präsidenten beider Länder einem entsprechenden Vorschlag des Oberkommandierenden der aliierten Armeen Koreas und der USA zustimmten. Seit 1976 wird während der jährlich stattfindenden Team–Spirit–Übungen der Ernstfall geprobt. „Landemanöver auf der koreanischen Halbinsel unter Atomkriegsbedingungen“ hieß zum Beispiel das Ziel der 83er Team–Spirit–Übung, an der fast 190.000 Soldaten beider Länder teilnahmen. Ungeachtet nordkoreanischer und chinesischer Proteste wurden diese Manöver seither jedes Jahr ausgeweitet - 1984 sprachen die USA von „der größten Übung der freien Welt“. Die US–Truppen in Südkorea sind als einzige der Welt ständig auf der Alarmstufe „DEFCOM 4“, eine Stufe über der üblichen „DEFCOM 5“. Nina Boschmann