I N T E R V I E W Die UdSSR schuldet uns gar nichts

■ Nicaraguas Außenminister Padre Miguel d Escoto zur Lage in Mittelamerika

taz: Was sagen Sie zu der Nachricht, daß die Regierung von Honduras jetzt wirklich die nicaraguanische Contra des Landes verweisen will? D Escoto: Schon oft haben sie so etwas gesagt, ich hoffe, diesmal stimmt es. Wenn sie beginnen abzuziehen, dann können wir sagen, die honduranische Regierung hat einen bedeutsamen Schritt für die Entspannung in der Region getan. El Salvadors christdemokratischer Präsident Duarte hat vor zwei Wochen das Gipfeltreffen der Staatschefs Zentralamerikas abgesagt, das in Guatemala stattfinden sollte. Welche Schlüsse zieht Nicaragua daraus? Es zeigt wieder einmal die Bedeutung der Contadora und ihrer Unterstützergruppe (insgesamt acht lateinamerikanische Regierungen, d.Red.). Die Verhandlungen können sich nicht auf die Zentralamerikaner beschränken, denn da gibt es Regierungen, die zu schwach sind, zu stark dem Einfluß der USA ausgesetzt. Und was wird aus dem Abrüstungsplan des costaricanischen Präsidenten Arias? Ich glaube, der Arias–Plan gehört der Vergangenheit an, Präsident Reagan hat gelogen und mit gespaltener Zunge geredet. Erst hat die Reagan–Regierung dem Arias–Plan applaudiert. Aber als er dann zum Verhandlungsgegenstand werden sollte, hat sie das Präsidententreffen sabotiert. Wartet Nicaragua auf das Ende der Ära Reagan? Reagan regiert nicht ewig, seine Amtszeit beendet er mit Schimpf und Schande. Durch die Irangate– oder „Contragate“–Affäre? Wir haben immer gewußt, was die Vereinigten Staaten sind. Aber die Affäre ist wichtig, damit die Amerikaner erfahren, was für Gangster sie da haben, die Lüge und Waffengewalt zu ihren wichtigsten außenpolitischen Mitteln gemacht haben. Noch eine Frage zur Wirtschaftshilfe der Sowjetunion für Nicaragua. Nach einer Vielzahl von Meldungen hat die UdSSR ihre Öllieferungen an Nicaragua gekürzt. Warum? Das ist völlig falsch, daß die Öllieferungen gekürzt worden sind oder daß die Sowjetunion ihre eingegangenen Verpflichtungen nicht erfüllen will. Sie hat sogar schon alles geliefert, was sie für dieses ganze Jahr zu liefern hatte. Sie schuldet uns also gar nichts. Wieviel Prozent des nicaraguanischen Ölbedarfs deckt die Sowjetunion? Früher waren es doch rund 80 Prozent. Das kann ich im Moment gar nicht sagen, denn es laufen gerade Verhandlungen mit verschiedenen Ländern (u.a. Mexiko und Venezuela, d.Red.). Wir haben ein Defizit in der Ölversorgung - aber nicht, weil die Sowjetunion ihre Verpflichtung nicht erfüllt hätte, das ist eine Lüge. Interview: Michael Rediske