Italiens Grüne machen Dampf

■ Mehr als ein Dutzend Gesetzesinitiativen in der Tasche / Aussichten auf breite parlamentarische Unterstützung / Ärger über Oberlehrer–Ratschläge aus der Bundesrepublik zur Bündnisfrage

Aus Rom Werner Raith

Zwei Wochen sind seit dem großen Erfolg der Grünen in Italien vergangen - sie erreichten 2,7 Prozent und brachten 13 Abgeordnete und zwei Senatoren über ihre Liste ins Parlament - da bringen sie bereits die gemächlich an einer neuen Regierungsbildung strickenden Alt–Parteien mit Forderungen und Aktivitäten aus dem Gleichgewicht. Mehr als ein Dutzend Gesetzesinitiativen haben sie bereits hervorgezogen und wollen sie unmittelbar nach der Parlamentseröffnung am 2. Juli präsentieren - von der überfälligen Ratifizierung der EG–Immissionsregelung bis zum Verbot schwerbeseitigbarer Verpackungen, von der Jagdeinschränkung bis zum Küstenschutz. Vordringlich zunächst die Modifizierung der Verfassung, um die wegen der Neuwahlen auf fast zwei Jahre ausgesetzten Volksentscheide zum Ausstieg aus der Atomkraft sofort durchsetzen zu können. Die Aussichten dafür stehen nicht schlecht - trotz der nur 2,7 Prozent der „eigentlichen“ Grünen: tatsächlich können sie auf fast 100 Parlamentarier zählen, denn auch die anderen Parteien hatten zahlreiche Ambientalisten zur Wahl präsentiert. Ärger erregt derzeit nur ein Interview des Hamburger Grünen Christian Schmidt mit dem Magazin „Epoca“, das die Medien genüßlich nachdruckten. Schmidt, mal als „Leader“ der deutschen Grünen, mal als „Präsidiumssprecher“ deklariert, hatte unter der Überschrift „Zwei oder drei Ratschläge aus Bonn“ den italienischen Grünen gleich mal oberlehrerhaft „vom Spontaneismus der Radikalen Partei“ abgeraten und ihnen konkrete „Empfehlungen“ in der Bündnisfrage gegeben: „Ich würde ihnen eine Zusammenarbeit mit der Linken anraten: mit den Radikalen, allerdings vorsichtig, und mit den Demproletariern“. „Kulturimperialismus“ schimpften da Grüne am Wochenende in Rom: „Vielleicht hätte der Genosse mal hierher kommen sollen, dann hätte er gesehen, daß uns angesichts der übergreifenden „Öko–Allianz“ quer durch die Parteien eines überhaupt nicht interessiert - die Bündnisfrage.“