750.000 Menschen demonstrierten in Barcelona gegen die ETA

■ Größte Demonstration in der Geschichte Kataloniens richtete sich gegen den Terrorismus der ETA / Präsident des baskischen Parlaments mit an der Spitze des Demonstrationszuges

Aus Madrid Jasmin Tan

Eine dreiviertel Million Menschen demonstrierten am Montag abend im Zentrum von Barcelona „gegen den Terrorismus der ETA“, die bei einem Anschlag auf ein Kaufhaus in Barcelona am Freitag nachmittag 18 Menschen tötete. Die Demonstration ist die größte in der Geschichte Kataloniens. Das Parlament der autonomen Regierung hatte zu der Demonstration unter der Losung „Für Frieden und Freiheit. Katalonien lehnt Terrorismus ab“ und „Zusammenarbeit der Bevölkerung gegen den Terrorismus“ aufgerufen. Der katalanische Ministerpräsident Jordi Pujol, der spanische Kultusminister Javier Solana, und auch der Präsident des baskischen Parlaments, Jesus Eguiguren - zum Zeichen der Solidarität des baskischen Volkes - marschierten gemeinsam mit Familienangehörigen der Opfer an der Spitze des kilometerlangen Zuges. Die katalanischen Parlamentsabgeordneten verurteilten in einem Kommunique den „von unerwünschten Personen verübten kriminellen Anschlag“ und forderten die „Zusammenarbeit aller Bürger für den Erhalt des Friedens und des friedlichen Zusammenlebens“ des katalanischen Volkes. Am Montag nachmittag protestierten die katalanischen Arbeiter mit einer fünfminütigen Arbeitsniederlegung gegen den Anschlag der ETA. Die Auseinandersetzung um die trotz vorheriger telephonischer Hinweise nicht erfolgte Räumung des Kaufhauses geht währenddessen weiter. Der Bürgermeister von Barcelona, Farran Cardenal, wies am Montag darauf hin, daß die massive Kritik an der Direktion des Kaufhauses nicht davon ablenken dürfe, daß die ETA die einzig wirklich Schuldige sei. Die Kaufhausdirektion ist inzwischen mit den Familienangehörigen der Opfer in Kontakt getreten, um Hilfe zu leisten. Konkret sollen fünf Millionen Peseten (ca. 71.000 Mark) über den Verlust der Angehörigen hinweghelfen. Einen Aufschrei in den politischen Lagern löste eine erneute Stellungnahme der der ETA nahestehenden baskischen Partei Herri Batasuna aus. Herri Batasuna hatte zwar in einer ersten öffentlichen Stellungnahme am Samstag den Anschlag der ETA verurteilt, bescheinigt ihr aber nun“politische Reife“ und „Ehrbarkeit“. Im Gegensatz dazu veröffentlichte die radikale baskische Tageszeitung Egin am Montag eine harte Kritik an der ETA. Egin erklärte, nichts könne die ETA von ihrer Verantwortlichkeit befreien. Harri Batasuna, erneut im Kreuzfeuer der Kritik, wird um seinen parlamentarischen Status nun hart kämpfen müssen.