Vorwürfe gegen Wallraff bekräftigt

■ Weiter Streit über „Ganz unten“ / Die früheren Mitarbeiter Wallraffs widersprechen dem Erfolgsautor

Berlin (taz) - Die Umstände, unter denen Wallraffs Bestseller „Ganz unten“ produziert wurde, bringen Günter Wallraff nach wie vor Kritik ein. „Günter Wallraff soll sachlich und offen bleiben“, forderten jetzt gegenüber der taz die ehemaligen türkischen Mitarbeiter Wallraffs, Aday und Sinirlioglu. Der Bremer Journalist Uwe Herzog warf in einem Brief an die taz Wallraff vor, „Behaup tungen über mich aufzustellen, die falsch sind“. Es geht um Äußerungen Wallraffs in einem taz–Interview (19.6.87). Darin hatte er bestritten, Herzog habe in dem Buch „Ganz unten“ 28 Seiten geschrieben und behauptet, Herzog habe lediglich „sieben Seiten Protokolle, die ab der zweiten Auflage auch als Fremdbeiträge kenntlich gemacht sind, geliefert“. „Diese Behauptungen“, so Herzog, „sind falsch“. Ausschließlich von ihm seien sechs Kapitel des Buches „recherchiert und geschrieben“ worden, „insgesamt mehr als 28 Seiten“. Außerdem sei Herzogs siebenseitiger Bericht im Kapitel „Die Strahlung“ auch in einer zweiten Auflage nicht mit seinem Namen gekennzeichnet worden. Auch Taner Aday und Levent Sinirlioglu bezweifeln den Wahrheitsgehalt der Wallraff–Äußerungen in der taz. So habe Aday einen türkischen Betriebsrat, wie Wallraff es ihm vorwirft, nie als „Sozialfaschisten“ denunziert. Beide bestritten im übrigen, im Namen einer „Organisation agitiert“ zu haben. Sinirlioglu wies darüber hinaus die Darstellung Wallraffs zurück, er habe „seit einem Jahr jeglichen Kontakt“ mit dem Autor vermieden. Noch im Mai habe man sich in Hamburg getroffen. Wallraff selbst war nicht für eine Stellungnahme zu bekommen. bmm