Wohnwagen–Räumung in Freiburgs Innenstadt

■ Stadt ließ „Wagenburg“ vom Areal der Grether–Fabrik räumen/ Am Samstag Demonstration gegen städtische Wohnungspolitik

Freiburg (taz) - Nachdem es in Freiburg seit letzter Woche keine besetzten Häuser mehr zu „entsetzen“ (OB Böhme) gibt, stürzten sich die Saubermänner am gestrigen Donnerstag auf mobile Domizile: Frühmorgens um halb sechs vollstreckte der Gerichtsvollzieher unter starkem Polizeischutz auf dem Areal der Grether–Fabrik im Sanierungsviertel „Im Grün“ die Räumung der aus sechs Wohnwagen bestehenden „Wagenburg“. Vier angetroffene Bewohner wurden erkennungsdienstlich behandelt, die Fahrzeuge abgeschleppt und der bisherige Stellplatz mit großen Steinblöcken für Fahrzeuge unzugänglich gemacht. Eigentümerin des Geländes ist die städtische Sanierungsträgerin „Freiburger Gesellschaft für Stadterneuerung“, die eine einstweilige Verfügung beim Amtsgericht erwirkt hatte. Oberbürgermeister Rolf Böhme (SPD) berief sich in seiner Begründung der Räumung auf einen Beschluß des Gemeinderats vom 7. April dieses Jahres, in dem alle Fraktionen grundsätzlich die Überlassung einer Halle der Grether–Fabrik an den Arbeitskreis Alternative Kultur (AAK) zur Einrichtung eines Kulturzentrums, gleichzeitig aber auch „die Entfernung der ungenehmigt abgestellten Wohnwagen“ gebilligt hatten. Den Grünen hatte ihre Zustimmung zum Gesamtbeschluß (in der Einzelabstimmung hatten sie gegen die Entfernung der „Wagenburg“ gestimmt) damals heftige Kritik von der Zuschauertribüne eingetragen. Aus Protest gegen die gestrige Räumung der „Wagenburg“ will der AAK nun den nächsten Gesprächstermin mit der Stadt vorerst platzen lassen. Gegen die städtische Sanierungs– und Wohnungspolitik in Freiburg ist für den morgigen Samstag zu einer Demonstration aufgerufen (11 Uhr, Kaufhaus Schneider). Währenddessen zeigt sich die Polizei den Freiburgern weiterhin mit „dämpfend wirkender Präsenz“. Th. Scheuer