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Proteste bei BASF–Versammlung

■ IG–Chemie demonstrierte gegen Abbau von Arbeitsplätzen / „Alternative Aktionäre“ fordern Investitionen in Umweltschutz / Amerikanische Gewerkschafter klagen die BASF–Politik in US–Zweigwerk an

Aus Ludwigshafen Rolf Gramm

Stärker noch als im letzten Jahr prägten oppositionelle Positionen die gestrige Hauptversammlung der BASF in Ludwigshafen. Die IG Chemie demonstrierte vor dem Tagungsort gegen den Abbau von Arbeitsplätzen, die „Alternativen Aktionäre“ machten vor allem die Umweltsünden des Chemie–Riesen zum Thema und Vertreter der amerikanischen Gewerkschaft OCAW klagten die Aussperrungspolitik der BASF im Werk Geismar in Louisiana an. Seit über drei Jahren dauert die Aussperrung von 370 BASF–Arbeitern in dem amerikanischen Werk nun an (die taz berichtete mehrfach). Der mit zwei anderen Gewerkschaftern aus den USA eigens eingereiste OCAW–Vertreter Leonard machte gestern vor den etwa 3.000 Aktionären ein Kompromißangebot: Die Arbeiter seien bereit, eine 15prozentige Lohnkürzung zu akzeptieren, wenn die Ausgesperrten wiedereingestellt würden. Wie als Beleg für die Umweltgefährdung, die von dem vorwiegend durch Leiharbeiter betriebenen Werk in Geismar ausgeht, berichtete dann ein ehemaliger Chemie–Ingenieur über seinen Fall. Er verklagt die BASF auf 4 Mio. Dollar Schadenersatz, weil er bei der Produktion in Geismar vergiftet worden sei, Leber– und Nieren– Schäden erlitt und fast erblindete. Er berichtete von ständigen Verstößen gegen Umweltschutzbestimmungen in dem amerikanischen Werk. In bedachter Distanz zu den amerikanischen Gewerkschaftern hielten sich dagegen die Funktionäre der IG Chemie. 350 ihrer Mitglieder protestierten vor dem Ludwigshafener „Feierabendhaus“ gegen die Schließung der Düngemittelwerke in Castrop–Rauxel und Nordenham. 1.000 Beschäftigte würden hier ihre Arbeitsplätze verlieren, weil die BASF die Produktion in andere Werke verlagert. Die IG Chemie forderte dagegen die Schaffung von Ersatzarbeitsplätzen. Die hier geforderte Solidarität mochten die Funktionäre ihren amerikanischen Kollegen allerdings nicht gewähren. Selbst eine Rede an die demonstrierenden Gewerkschafter wurde den OCAW–Leuten verweigert. Der IG Chemie–Geschäftsführer Hans–Dieter Brand erklärte dies Verhalten gegenüber der taz damit, daß „wir kein Interesse haben, die Probleme der OCAW mit unseren zu vermengen“. Die OCAW habe nach seiner Auffassung den Konflikt zu sehr auf die Gefährdung der Umwelt durch die BASF übertragen, die IG Chemie habe dagegen „kein Interesse, die Umweltschiene zu fahren“. Die „Alternativen Aktionäre“, die in Anträgen die Forderungen beider Gewerkschaften unterstützten, machten im Jahr nach Sandoz zudem die Umweltpolitik des Chemie–Riesen zum Thema. Die BASF, so argumentierten sie, weise 1986 einen Bilanzgewinn von über 700 Millionen aus und habe einen Netto–Profit von 2,6 Milliarden DM verzeichnet. Von diesem Geld forderten die Alternativen 300 Millionen für den Ausstieg aus der herkömmlichen Agrochemie zu verwenden und 200 Millionen DM zusätzlich in den Ausbau der Abwasserreinigung zu investieren.

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