Neuer Sandoz–Störfall: Farbregen in Mailand

■ Unfall in Sandoz–Werk / Chemikalien zum Färben entwichen Chemiemulti wiegelt ab und liefert ständig neue Versionen

Aus Rom Werner Raith

„Wie Marsmenschen“ sahen die Einwohner von Paderno Dugnano nahe Mailand am Samstag aus: „Allesamt waren blau oder grün gefärbt, sobald sie ins Freie traten.“ Eine Filiale des schweizer Chemiemultis Sandoz hatte mehrere Zentner einer Chemikalie in die Luft geblasen, die angeblich nur zum Einfärben von Textilien dient - „absolut ungefährlich“, wie die Firma in einer ersten Erklärung erst Stunden nach dem „Verlust“, um 13 Uhr, bekanntgab. Nach Angaben der Unternehmensleitung waren aus einer Trocken–Mischmaschine zur Herstellung von blauem Farbstoff wegen eines Defekts etwa 130 Kilogramm der Substanz entwichen und in Form einer Wolke über das umliegende Wohngebiet geweht. Inzwischen mußte Sandoz weitere Erklärungen nachschieben. Zunächst erwies sich, daß der Farbstoff sich nicht, wie angeraten, mit einfachem Wasser und Seife entfernen ließ. Die Firma mußte einräumen, daß der Färbestoff doch „leicht toxisch“, sei, „allerdings nur, wenn man sehr große Mengen davon zu sich nimmt“. Mittlerweile ist nun, dritte Version, „der Genuß aller Lebensmittel“ untersagt worden, „die während des Chemikalienausstoßes im Freien gelagert waren“.