Auf der Bahre ins Arbeitsgericht

■ Proteste gegen die Entlassung von drei Arbeitern in spanischem Daimler–Zweigwerk / Seit einem Monat im Hungerstreik

Vitoria/Berlin (taz) - Rund 1.500 Menschen hatten sich am Montag vor dem Gerichtsgebäude der nordspanischen Industriestadt Vitoria versammelt, um gegen die Entlassung von drei Daimler–Arbeitern im dortigen Zweigwerk des Stuttgarter Autokonzerns zu protestieren und die Verhandlung im Kündigungsverfahren zu verfolgen. In der Menge waren auch rund 400 Daimler–Beschäftigte, die während der Arbeitszeit ihre Solidarität mit den Entlassenen demonstrierten, von denen sich zwei seit einem Monat gemeinsam mit einem Mitglied einer Arbeitslosengruppe im Hungerstreik befinden. Abends folgte dann noch eine Demonstration durch die Innenstadt, mit 2.500 Menschen eine der seit längerem größten Arbeiterdemonstration in Vitoria. Die Hungerstreikenden verfolgten auf Bahren die rund sechsstündige Verhandlung, einer von ihnen mußte nachher ins Krankenhaus gebracht werden. Eine Entscheidung über den Arbeitskonflikt bei Daimler wird erst in etwa zwei Wochen erwartet. Zu dem Konflikt kam es, weil sich Arbeiter gegen die Versuche des Managements zur Intensivierung der Arbeit gewehrt hatten (taz, 30. 5. 1987). Nach einem Kurzstreik von 300 Arbeitern waren drei Gewerkschafter als Rädelsführer entlassen worden. Ende Mai hatten die Bänder dann für zwei Wochen stillgestanden, obwohl die sozialistische Gewerkschaft UGT den Ausstand nicht unterstützte. Aus diesem Grund haben auch der internationale Metallarbeiterbund und damit die IG Metall zu dem Konflikt in dem Daimler–Zweigwerk keine Stellung bezogen. Die UGT, die bei Daimler in Vitoria die Mehrheit des Betriebsrats stellt, gilt unter den protestierenden Arbeitern als stark in die betriebliche Sozialpartnerschaft integriert. Die Hungerstreikenden haben angekündigt, ihre Aktion bis zur Entscheidung über die Rechtmäßigkeit ihrer Entlassung fortzusetzen. marke