Ein Mann kauft eine Zeitung

■ Wie der Verleger Rupert Murdoch die britische Tageszeitung Today „rettete“

Aus London Rolf Paasch

Mit einem gezielten Nichteingriff hat die britische Regierung dem Zeitungsbaron Rupert Murdoch am Mittwoch die Vergrößerung seines Medienkonzer die Auflösung des kränkelnden Zeitungsverlags angedroht hatte. So darf der australische Verleger mit dem nützlichen US–Pass jetzt für 38 Millionen Pfund (ca. 110 Millionen DM) die Tageszeitung erwerben, die mit ihrer neuen Technologie zwar den britischen Zeitungsmarkt revolutioniert hat, aber in den eineinhalb Jahren ihrer Existenz selbst nie einen Profit erwirtschaften konnte. Murdoch, der mit den zu Tory–Postillen verkommenen Renommierzeitungen „Times“ und „Sunday Times“ sowie den rassistischen und sexistischen Schmierblättern „Sun“ und „News of the World“ bereits 30 Prozent des britischen Zeitungsmarktes besitzt, hofft mit „Today“ nun auch in die sogenannte „Marktmitte“ einbrechen zu können. Dort gilt es die Leser der konservativen Konkurrenz des „Daily Star“, des „Daily Express“ und der „Daily Mail“ mit einem passiven Wortschatz von zwischen 500 und 2.000 Wörtern ins Murdoch–Lager abzuwerben. Die politische Linie der „Today“, die ihre 300.000 Leser bisher von den Vorzügen der sozial–liberalen Allianz zu überzeugen versuchte, dürfte sich jedenfalls unter Rupert Murdochs Führung schnell nach rechts bewegen. Während Industrieminister Lord Young sein Ja– Wort zur weiteren Monopolisierung der Meinung vor dem Unterhaus mit dem Erhalt von 500 Arbeitsplätzen begründete, wird Verleger Murdoch nun darangehen, Kosten (und Belegschaft?) seines jüngsten Zeitungsopfers zu verrringern. Spätestens seitdem der Pressebaron, dessen Hauptinteressen in den USA (Fox TV, Metro Goldwyn Meyer, zahlreiche Tageszeitungen) sowie im Kabelfernsehen (Skychannel) liegen, im letzten Jahr seine Londoner Zeitungen ins neue Verlagshaus von Wapping zusammengelegt hat, zweifelt niemand mehr an seinem rücksichtslosen Rationalisierungstalent. Die 6.000 entlassenen Druckarbeiter, die ein Jahr lang vergeblich vor den Toren von Wapping für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze streikten, können dies bestätigen.