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I N T E R V I E W Moser: „Jetzt können nur noch die Gerichte helfen.“

■ „Report“–Redakteur Wolfgang Moser über den redaktionellen Abbau seiner Magazin–Sendung im Südwestfunk

taz: Wolfgang Moser, Sie sind vom SWF–Intendanten Willibald Hilf fristlos gekündigt worden, weil Sie in einem Interview mit dem Trierer Magazin tabula rasa ihm gegenüber „beleidigende und die Wahrheit grob entstellende Ausführungen“ gemacht hätten. W. Moser: Ich weiß nun nicht genau, was Herr Hilf mit dieser Formulierung in der Kündigungsbegründung meint. Ich kann mir nur vorstellen, daß er vor allem die Erwähnung der Tatsachen meint, daß er, bevor er Intendant wurde, von Flick eine Spende erhalten hat. In dem Interview habe ich das wie folgt ausgedrückt: „Sie kennen ja die Geschichte mit der Flick–Spende, die er wohl kurz vorher noch kassiert hatte, mit dem nie dementierten Auftrag aus dem Munde des Flick–Lobbyisten in Bonn, Kanther, wegen seiner Bedeutung auch künftig im Bereich der Medienpolitik. Da war also schon klar, daß er Intendant werden würde, dafür hat man ihn mit 5.000 DM geschmiert.“ Hilf war damals Leiter der Staatskanzlei in Rheinland–Pfalz, als Kohl dort noch Ministerpräsident war, und auch für die Medienpolitik zuständig. Im Interview habe ich das so ausgedrückt, daß Hilf „Kohls medienpolitischer Wasserträger“ war. Durch die Kündigung ist ein Beitrag von Ihnen über den Unfall im Atomlager Gorleben verhindert worden. Die Redaktion hatte in ihrer letzten Konferenz beschlossen, diesen Beitrag aus aktuellem Anlaß für die nächste Report–Sendung am 14. Juli zu realisieren. Der Chefredakteur hat dieses Thema dann 14 Tage lang mit fadenscheinigen Gründen blockiert und es am 23. Juni überraschend und ohne Begründung plötzlich freigegeben. Am selben Tag wurde im hausinternen Pressespiegel das Interview aus tabula rasa gedruckt, das sechs Wochen vorher erschienen war. Am gleichen Tag kam dann das Gerücht auf, daß der Sender beabsichtige, mir zu kündigen. Wir haben dann in der Redaktion beschlosssen, dem Haus nicht den Gefallen zu tun, das Thema sterben zu lassen, und deshalb eine freie Mitarbeiterin beauftragt, an dem Thema weiterzuarbeiten. Welche Maßnahmen laufen jetzt ingesamt gegen die drei „Report“–Redakteure? Franz Alt hat seine zweite Abmahnung mit der Drohung erhalten, bei dem nächsten Verstoß gegen seine Pflichten als Arbeitnehmer, wie der Sender das nennt, endgültig mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen zu müssen. Hannelore Gaddatsch ist aufgefordert worden zu erklären, daß sie die neuen Regularien, die für „Report“ gelten, vorbehaltlos akzeptiert. Und ich bin fristlos gekündigt. Gegen das Urteil des Arbeitsgerichts, das mir gegen meine Versetzung recht gegeben hatte, ist der Sender in die Berufung gegangen. Kann die geplante Demontage von „Report“ nur noch durch die Gerichte verhindert werden? Sicherlich können uns, wenn überhaupt, nur noch die Gerichte helfen. Aber ich denke, die Situation ist inzwischen derart heruntergekommen, daß ich keine Zukunft mehr für die Redaktion, jedenfalls in ihrem bisherigen Bestand, sehen kann. Das Gespräch führte Rolf Gramm

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