piwik no script img

Auf den Kopf gestellt

■ Der „Wasserpfennig“ pervertiert das Verursacherprinzip

Nun ist sie da, die Belohnung für das Nicht–Begehen einer Umweltstraftat. Ihr Erfinder, Baden–Württembergs Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser, hat seine Gegner, die vor einem Jahr noch in erdrückender Überzahl schienen, geschickt ausgestochen. Die Gemeinden wurden mit Geldversprechungen geködert, die Bauern durch laxe Auflagen besänftigt. Die schwache Lobby der Grundwasserschützer hat Weiser schlicht ausgesessen. Mit der Auferstehung des „Wasserpfennigs“ wird das Verursacherprinzip im Umweltschutz begraben. Die Qualität des Grundwassers, eines unserer Hauptlebensmittel, wird davon kaum profitieren. Das neue Gesetz schreibt vor allem eine Agrarordnung fest, die grundsätzlich die Umweltverschmutzung begünstigt. Wie soll jemals die Vergiftung von Boden und Wasser durch Überdüngung, Pestizide und Abfälle beendet werden, wenn die Bauern ihre Pflanzen– und Tierproduktion fürs eigene Überleben ständig intensivieren müssen? Der „Wasserpfennig“ reiht sich nahtlos ein in die traurige Geschichte des deutschen Subventionendschungels mit Kohlepfennig und Schwefelpfennig. Letzterer - bisher gottseidank verhindert - ist vom Prinzip und (Un)Sinngehalt die exakte Kopie des Wasserpfennigs. Die Energieversorgungsunternehmen, die jahrzehntelang die Luft vergifteten, sollten als Dankeschön dafür vom kleinen Stromtarifkunden einen monatlichen Obolus erhalten, um damit ihre Kohlekraftwerke zu entschwefeln. Nach diesem Prinzip könnte künftig jede Umweltschutzmaßnahme durch Extraabgaben des Steuerzahlers finanziert werden. Die Kläran sich über die nachträgliche Belohnung von Umweltschweinereien. Andreas Wertz/Manfred Kriener

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen