Aufrecht und kühl

■ Portrait der neuen hessischen Frauenbevollmächtigten Otti Geschka (CDU)

Da steht sie in der Tür. Es ist die Tür zum Arbeitszimmer ihrer Vorgängerin Marita Haibach. Jetzt ist sie die Hausherrin. Bevollmächtigte der Hessischen Landesregierung für Frauenangelegenheiten in Wiesbaden. Staatssekretärin, die nur dem Ministerpräsidenten untersteht. Keine andere Ministerin mehr, die der Staatssekretärin vor der Nase sitzt. Otti Geschka, CDU. Mittelgroß ist sie und sehr aufrecht kühl. Ein bißchen herb in Stimme und Gestik. Ein bißchen sehr aufgerichtet im oberen Rückendrittel. Ein bißchen strammgestanden, wenn man es so sehen will. Aber es gibt rollende weiche Laute hinten in ihrer Stimme, die das Kühle ein wenig wärmen. Wenn man es hören will. Daß ihre Sekretärin sich für eine kleine Ungeschicklichkeit entschuldigt, weist sie zurück. „Leid tun braucht Ihnen das nicht.“ Sie hat alles übernommen. Die 13 rotgrünen Mitarbeiterinnen, Referentinnen, Sekretärinnen samt Pressesprecherin. Sie hat den Namen übernommen, die Projekte, die Reste der Gewaltkampagne. Die wird jetzt abgeschlossen, sagt sie, abgeschlossen und ausgewertet, und daraus dann Maßnahmen abgeleitet, die sich (hoffentlich) in der veränderten Praxis von Polizei und Justiz niederschlagen. Selbstverständlich. Genauso selbstverständlich soll die hessische Frauenförderung im Öffentlichen Dienst bleiben. Die hessischen Frauenförderpläne unterscheiden sich nicht von dem, was sich Frau Süßmuth unter Frauenförderung vorstellt. Geld kosten sie nicht extra. Das sei doch das Gute an ihnen. Sie ist sehr selbstbewußt. Das macht sie sympathisch. Frauenpolitik ist für sie eine pragmatische Angelegenheit. Da wird darüber geredet, daß gehandelt werden soll. Und damit basta. Einige ihrer Mitarbeiterinnen sind zufrieden mit ihr, weil sie lobt, weil sie großzügig ist, weil sie an schriftlichen Vorschlägen nicht lange herumkrittelt. Vieles findet schnell ihre Zustimmung. Sie kann es sich leisten. Als CDU–Frau braucht sie ihre großen Versprechen nicht einzulösen. Das erwartet man von der CDU sowieso nicht. Keine Scene guckt ihr kleinkrämerisch auf die Finger. Sie hätte die freie Hand, Gutes zu tun für Frauen. Das erste, was sie getan hat, sie hat das Frauenzeichen vom Emblem der Behörde entfernen lassen. Sie ist keine Nicht–Mutter. Als nächstes wird sie sich in der Frankfurter Scenezeitung Plasterstrand zum Müttermanifest äußern. Ihre Kinder sind inzwischen erwachsen. Die haben sie auch mal, als sie kleiner waren, mitten im Ausschuß angerufen, weil der Schlüssel weg war, und es regenete. Trotzdem hat sie Karriere gemacht. In Diskussionen haben Männer vergessen, daß sie eine Frau ist. Ich glaube es, aber was soll ich davon halten. Blöde Männer. Nur weil sie ohne den weiblichen Schnickschnack auskommt. Frauenpolitik ist für sie hauptsächlich die bessere Verbindung von Beruf und Familie. Sie ist eine der allerersten Frauen in der CDU, die für Quotierung sind. Ob sie auch eine Schlange ist? Sie hat keine Angst vor Konkurrenz, sagt sie, aber sie kriegt relativ wenig Stimmen bei Wahlen unter Frauen. Maria Neef–Uthoff