Palau bleibt teilautonom und atomwaffenfrei

■ Auch die 5. Volksbefragung seit 1983 brachte keine Abkehr von der Atomwaffenfreiheit / Alle anderen Inseln Mikronesiens haben eine „Vereinbarung“ über eine freie Assoziierung mit den USA getroffen / Auch Grillparties helfen nicht, in Palau die Verfassung zu ändern

Von Ulrich Stewen

Fred Zeder ist ein geknickter Mann. Nach vier gescheiterten Versuchen, die Bevölkerung des pazifischen Inselstaates Palau für ein Zusammengehen mit den Vereinigten Staaten zu gewinnen, hat der persönliche Vertreter des US– Präsidenten für Mikronesien das Handtuch geworfen. Für den neuerlichen Mißerfolg ist Fred Zeder nicht mehr verantwortlich. Am Donnerstag vergangener Woche erzielte die fünfte Volksbefragung seit 1983 über den künftigen Status des Treuhandgebietes ebenfalls nicht die erforderliche Mehrheit. Der 200–Inseln–Staat, tausend Kilometer südöstlich der Philippinen gelegen, wird seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges von den USA als Treuhandgebiet der Vereinten Nationen verwaltet. Während die Verhandlungen Washingtons mit den übrigen Territorien Mikronesiens - den Nördlichen Marianen, Marshall–Inseln und den Föderierten Staaten Mikronesiens - über die künftigen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten zum Abschluß gebracht worden sind, gestaltet sich das Abkommen mit den 14.000 Einwohnern Palaus schwierig. Der von den USA angestrebten „Vereinbarung über eine freie Assoziierung“ steht die Verfassung des Landes entgegen, die sich die Bevölkerung mit der Teilautonomie 1981 gegeben hatte. Danach dürfen auf dem Inselterritorium keine Atomwaffen „getestet, gelagert oder zu Kriegszwecken eingesetzt“ werden. Die Regelung gilt auch für chemische und biologische Waffen. Einer Änderung müssen mindestens 75 Prozent der Wahlberechtigten in einer Volks befragung zustimmen. Nach ersten Meldungen über den Ausgang des jüngsten Referendums wurde diese Zahl um knapp fünf Prozent verfehlt. Spendable Grillparties und Hausbesuche standen in früheren Jahren auf dem Besuchsprogramm Fred Zeders, wenn es darum ging, die Palauer für eine Verfassungsänderung zu gewinnen. Der enge Mitarbeiter von US– Vizepräsident George Bush soll auch federführend beim Bau eines für palauische Verhältnisse überdimensionierten Stromkraftwerks gewesen sein, das die Repu blik mit 50 Millionen Dollar belastet. Böse Zungen behaupten, dahinter stecke der Versuch, Palau derart in Schulden zu stürzen, daß nur der versprochene Geldsegen von einer Milliarde Dollar das Land vor einem Finanzruin bewahren könnte. Soviel hatte Washington der Inselregierung für die Dauer von 15 Jahren zugesagt, falls die Vereinbarung über eine freie Assoziierung zustandekäme. Aber auch für die Versorgung US–amerikanischer Militärinstallationen wird Strom benötigt. Strategisch bietet der Malakal– Hafen bei der Hauptstadt Koror beste Bedingungen für eine vorgeschobene U–Boot–Basis im Südwestpazifik. Militärexperten vermuten, daß hier Versorgungseinrichtungen für atomgetriebene Unterseeboote der Trident– Klasse geschaffen werden sollen. Der internationale Flughafen von Koror und eine Piste auf der südlich gelegenen Insel Peleliu sollen bei Bedarf für Starts und Landungen von Militärflugzeugen reserviert werden. Ein Teil der größten Insel des Treuhandgebiets, Babeldaob, soll US–Truppen zum Dschungeltraining zur Verfügung gestellt werden. Für die Bevölkerung Palaus halten die USA noch ein Bonbon in der Hinterhand, das sich in den Verhandlungen mit den anderen Territorien des mikronesischen Treuhandgebietes als zugkräftig erwiesen hat. Erst mit einer ratifizierten Vereinbarung wird es den Palauern gestattet sein, sich ungehindert in den USA niederlassen zu können. Darauf warten viele Inselbewohner, die nicht zu jenen 50 Prozent der Erwerbstätigen zählen, die im Staatsdienst untergekommen sind. Von seinem Alterssitz in Honululu aus will Fred Zeder jetzt Privatinvestitionen nach Palau vermitteln. An guten Ideen mangelte es dem Mittsechziger bislang nie. Vor zehn Jahren stand er bei einem Projekt Pate, das Palau fast zu einer pazifischen Erdölzentrale hätte werden lassen mit gigantischen Hafenanlagen, Raffinerien und petrochemischen Werken. Investitionen von 30 bis 100 Milliarden Dollar waren geplant, um die Bevölkerung als bezahlte Statisten an der Vernichtung ihrer Inseln teilhaben zu lassen.