Bonn will Duartes Image aufpolieren

■ Salvadors Präsident kaschiert ökonomisches Desaster mit außenpolitischen Lorbeeren / Von N. R. Hernandez

Vor drei Jahren ließ sich der frühere Juntachef El Salvadors, Jose Napoleon Duarte, zum Staatspräsidenten wählen. Zum zweiten Mal weilt der Christdemokrat nun in Bonn. Die Bundesregierung wird die finanzielle Hilfe für sein Land aufstocken und ihn als Garanten der Demokratie in Zentralamerika präsentieren. Innenpolitisch gerät Duarte in Schwierigkeiten. Der Mann der Mitte, wo er sich selbst sieht, steht nicht inmitten des Volkes, sondern laviert zwischen Rechtsextremen und Militär.

Präsident Jose Napoleon Duarte hat bei seinem einwöchigen Freundschafts–Besuch in der Bundesrepublik in Schloß Gümnich bei Bonn angenehmes Quartier gefunden. Dabei hat er bei diesem Gegenbesuch auf Genschers Stippvisite im April in San Salvador ein volles Programm. Nachdem er gestern nachmittag Gespräche bei der Konrad–Adenauer -Stiftung hatte, führt er heute morgen eine Unterredung mit Bundeskanzler Kohl. Neben Treffen mit Weihbischof Emil Stehler von „Adveniat“ und Dr. Leffringhausen vom „Dialog–Programm der Kirchen“ stehen noch Begegnungen mit Heiner Geißler, Alfred Dregger, F.J. Strauß und Vertretern der Hanns–Seidel–Stiftung auf der Tagesordnung. Die Unterzeichnung eines Finanzhilfeabkommens wird erwartet. Seit der „aus Sicherheitsgründen“ erfolgten Abberufung des bundesdeutschen Botschafters aus El Salvador und der Einfrierung von Bundes–Geldern im Jahre 1980 Duarte war damals noch Chef der Militärdiktatur hat sich seine außenpolitische Bedeutung zu seinem Vorteil geändert. Schrittweise erfolgte mit der neuen christdemokratischen Bundesregierung unter dem damaligen Entwicklungshilfeminister Warncke ein Kurswechsel in der Mittelamerikapolitik. Duarte, mitverantwortlich für die grausamsten Menschenrechtsverletzungen, wurde mit Hilfe der christdemokratischen Konrad– Adenauer–Stiftung, die 1983 dort wieder ihre Tätigkeit aufnahm, zum demokratischen Wahlkandidaten aufgebaut. September 1983 wurde schon laut darüber nachgedacht, die Entwicklungshilfe an El Salvador wieder aufzunehmen, während Nicaragua zunehmend der „Destabilisierung“ der Region bezichtigt wurde. 1984 waren dann im Bundeshaushalt für El Salvador 20 Millionen Mark vorgesehen, für Nicaragua ganze fünf Millionen Mark. Nach den international als Farce qualifizierten Wahlen im März 1984 - unter anderem auch El Salvadors Rechte beklagte Wahlbetrug - wurden die diplomatischen Beziehungen und die Wirtschaftshilfe wieder aufgenommen. Während die Summe aus dem Entwicklungshilfeministerium sich noch 1984 durch ein Regierungsabkommen zwischen beiden Ländern auf 50 Millionen Mark steigerte - die Nicaragua–Gelder wurden gesperrt - ist der Betrag 1987 auf 96 Millionen Mark und einer zusätzlichen Erdbebenhilfe von 44,5 Millionen Mark geklettert. Was da im Rahmen von „finanzieller und technischer Zusammenarbeit“ aufgeführt wird, schließt neben der Unterstützung von Privatindustrie und dem Ausbau von Infrastrukturen die Einrichtung eines „Fernmeldeweitverkehrs“ in der Provinz La Paz ein. Auf diese Weise soll die bessere Verbindung zwischen der Hauptstadt San Salvador, La Paz und dem Militärflughafen in Ilopango gesichert werden. Ilopango war übrigens der Flughafen, von dem aus der US–amerikanische Contra–Anweiser Hasenfus abgeflogen war, bevor die Sandinisten seine Maschine abschossen. Aber auch die rein zivil klingenden Projekte zum Ausbau von dörflichen Infrastrukturen sind in das Aufstandsbekämpfungsprogramm „Vereint zum Wiederaufbau“ eingegliedert. Zynischerweise werden dabei einige Vorzeige–Dörfer von Militärs mit Geschenken wie Wasserleitungen oder Schulen bedacht, nachdem Nachbardörfer wegen des Verdachts, daß die Bevölkerung die Guerilla unterstütze, bombardiert wurden und verlassen werden mußten.