Strahlender Versuchsbrüter

■ Wissenschaftler legen neue Belege für die radioaktive Verseuchung der schottischen Nordküste durch die Atomanlage von Dounreay vor / Spaltprodukte auch im Seeschaum gefunden

Aus London Rolf Paasch

In dem Küstenstreifen rund um den britischen Schnellen (Versuchs–)Brüter von Dounreay an der schottischen Nordküste ist jetzt eine radioaktive Verseuchung gemessen worden, die gesundheitsschädliche Wirkung haben könnte. Auf einer auf den Shetland Inseln abgehaltenen Konferenz über das Schnelle Brüter–Programm für Dounreay erklärte der Leiter einer unabhängigen Studie über die Abfallprodukte der umstrittenen Atomanlage, Dr. R.F. Wheaton, daß er bei seinen Messungen auf Konzentrationen von Americium 241 gestoßen sei, die mit bis zu 10.000 Bequerel pro Kilogramm weit über den Durchschnittswerten lagen. Auch im Seeschaum, der durch den starken Wind häufig weit bis ins Landesin nere getragen wird, fand Dr Wheaton nukleare Spaltungs– und Neutronenprodukte. Sein für die lokalen Atomkraftgegner erstellter Bericht führt weiter aus, daß die radioaktive Verseuchung der Küste um Dounreay das gleiche Ausmaß angenommen habe, wie sie um die umstrittene Atomanlage im nordenglischen Sellafield anzutreffen ist. Die auf den Shetland Inseln abgehaltene Konferenz mit 200 Atomexperten aus neun - vor allem skandinavischen - Ländern war eine erste Reaktion der Atomkraftgegner auf die Ergebnisse der öffentlichen Untersuchungskommission über den weiteren Ausbau der Atomanlage von Dounreay. In seinem Abschlußbericht hatte der Vorsitzende der monatelang tagenden Kommission grünes Licht für den Ausbau der jetzigen Versuchs–Anlage in eine kommerziell betriebene WAA für Schnelle Brüter–Brennstoffe gegeben. Die Untersuchungskommission war von vielen Umweltschutzorganisationen boykottiert worden, weil sie nur die lokalen Genehmigungsprobleme, nicht aber grundsätzliche Fragen über die Sicherheit des Schnellen Brüter–Kreislaufs zum Gegenstand hatte. Auch die überhöhten Leukämie–Konzentrationen unter Kindern im Umfeld der Anlage waren von der Kommission nicht mit in die Entscheidungsfindung einbezogen worden. ie Teilnehmer der Konferenz auf den Shetlands bekräftigten am Wochenende nun ihren anhaltenden Widerstand gegen den Ausbau Dounreays und lieferten mit den beschriebenen Meßergebnissen neue Argumente gegen die von der britischen Regierung angestrebte Verwandlung Nord–Schottlands in einen Atompark. FORTSETZUNG VON SEITE 1