„Schlacht“ um Hafenstraße vermeidbar

■ Heute morgen läuft das Ultimatum des Hamburger Senats aus / Bewohner der Hafenstraße werden ihre Häuser verteidigen, wenn Polizeiräumung droht / Reemtsma: Spitzenpolitiker sollen intervenieren

Von Kai von Appen

Hamburg (taz) - Im Konflikt um die räumungsbedrohten Häuser in der Hafenstraße in Hamburg–St. Pauli bahnt sich abermals eine gewaltsame Konfrontation an. Heute morgen um null Uhr lief ein vom Senat befristetes Ultimatum ab, in dem die HafenstraßenbewohnerInnen aufgefordert wurden, sämtliche Baumaßnahmen zum „Schutz der Häuser“ rückgängig zu machen. Andernfalls werde die Polizei trotz des vor fünf Tagen verkündeten Moratoriums einschreiten. Ob es zur „Schlacht“ um die vor sechs Jahren besetzte, dann legal vermietete und nunmehr abrißbedrohte Häuserzeile kommen wird, war bei Redaktionsschluß noch offen. Eine Bewohnerin: „Wir suchen an diesem Punkt nicht die Konfrontation. Wenn der Senat unser Entgegenkommen nicht akzeptiert und uns die Konfrontation aufzwingt, werden wir kämpfen.“ Ausgebrochen war der neuerliche Konflikt am vergangenen Wochenende, nachdem die Möchtegern–Koalitionspartner FDP/ SPD eine Entscheidung über den Verkauf der Häuser an den Polit– Mäzen Jan Philipp Reemtsma auf September vertagten. Die Hafenstraßler befürchten, daß der Senat diese Zeit nutzen wird, um weitere Räumungstitel für den endgültigen Abriß des Komplexes zu sammeln. Am Samstag morgen begannen die Bewohner, ihre Häuser „einbruchsicher“ zu machen und vor den Eingängen Betonpoller aufzubauen. Am Sonntag abend forderte die Polizei über ein Hubschrauber–Megaphon dazu auf, die Häuser wieder in ihren „alten Zustand“ zu versetzen. Unterdessesn hat Reetsma sein vor sechs Wochen unterbreitetes Angebot zur „Entstaatlichung des Konfliktes Hafenstraße“ untermauert: „Eine Entspannung würde meiner Meinung nach sofort eintreten, wenn sich die Spitzenpolitiker von SPD und FDP, Herr v. Dohnanyi und Herr v. Münch, persönlich, mit allem Nachdruck und öffentlich für die vorgeschlagene Lösung aussprechen würden.“ Reemtsmas Vorschlag war bekanntlich auf den Tisch gekommen, nachdem seine halbjährige Schlichtertätigkeit in der Vermittlergruppe am Veto des Senats gescheitert war.