Cruise: US–Truck verunglückt

■ Unfall beim US–Depot im hessischen Münster / Armeesprecher: Keine Atomraketen

Von K.–P. Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Ein Transporter der US–Armee, der nach Informationen der taz mit einer „Cruise–Missile“ beladen war, ist am Mittwoch morgen verunglückt. Sofort nach dem Unfall haben US–Soldaten aus dem nahen Munitionsdepot in Münster den Unfallort weiträumig abgesperrt. Ein Journalist, der sich gleich nach dem Unfall dem Lastwagen nähern wollte, wurde von Armeeangehörigen mit vorgehaltenen Waffen vertrieben. Das 30. US–Luftabwehrkommando in Darmstadt und das überregional zuständige 5. US–Corps in Frankfurt verhängten umgehend eine Nachrichtensperre, die erst am Nachmittag teilweise aufgehoben wurde. Fortsetzung auf Seite 2 Das US–“Headquarter“ Heidelberg teilte danach mit, der US– Truck sei nur mit einer konventionell bestückten „Patriot“–Rakete beladen gewesen sei, denn: „Atomsprengköpfe werden nicht auf Lastwagen transportiert.“ Der taz liegen dagegen Informationen aus dem hessischen In nenministerium vor, wonach sich auf dem Lastwagen eine „Cruise Missiles“–Rakete befunden haben soll. Offiziell erklärte der zuständige Pressesprecher Friedel allerdings, daß auf dem LKW „wohl keine Atomsprengköpfe“ gewesen seien. Aus einem Expose des Bundesverteidigungsministeriums vom 21.8.86 geht hervor, daß landgestützte „Cruise Missiles“ generell mit einem atomaren Sprengkopf versehen sind. Für Mitglieder der Odenwälder Friedensbewegung gilt es seit langem als „sicher“, daß in dem Depot in Münster auch Atomsprengköpfe mit den dazugehörigen Raketen lagern. Im Depot gebe es seit der Stationierung der „Pershing II“–Raketen und der „Cruise–Missiles“ in der Bundesrepublik eine besonders gut bewachte Abteilung. Das hessische Inneministerium konnte dies auf Anfrage nicht bestätigen. Pressesprecher Friedel: „Wir wissen nicht, ob die Amerikaner in Münster Atomwaffen lagern oder nicht.“ Die US–Army hatte bereits Ende 85 - nach einem Transporterunfall in Schwäbisch–Gmünd - behauptet, daß der damals verunglückte Truck „keine atomaren Sprengköpfe“ mitgeführt habe. Drei Monate später erklärte seinerzeit ein Vertreter der Baden–Württembergischen Landesregierung gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Report“, daß die „Pershing II“ auf dem Lastwagen doch mit einem atomaren Sprengkopf ausgestattet gewesen war.