Reemtsma hat die Faxen dicke

■ Der Hamburger Polit–Mäzen will die Hafenstraße nicht mehr kaufen / Verärgert durch Senatstaktik? / Gestern Entspannung zwischen Hafenstraßen–Bewohnern und Behörden

Aus Hamburg Kai von Appen

Jan Philipp Reemtsma will die besetzten Häuser in der Hamburger Hafenstraße nicht mehr kaufen. Das wurde überraschend gestern abend in Hamburg bekannt. Er gab zunächst keine Begründung für seinen Schritt. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß der Polit–Mäzen durch die Vertragsentwürfe des Senats, die politische Interventionsrechte für die Behörden beinhalteten, verärgert wurde. Kurz bevor Reemtsmas Entschluß bekannt wurde, hatten die beiden zukünftigen Koalitionspartner von Dohnanyi (SPD) und von Münch (FDP) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz noch betont, sie wollten alle Chancen nutzen, um den Verkauf der Häuser an Reemtsma zu Wege zubringen. Sie hatten für die Hafenstra ßen–Bewohner Entspannung signalisiert: Es sollte nicht der Eindruck entstehen, daß sich „gegen sie etwas zusammenbraut“. Tatsächlich war zuvor ein erfolgreicher Kompromiß zwischen Bewohnern und Polizei durchgeführt worden: Die Polizei verzichtete gestern auf ihren angekündigten Aufmarsch. Gestern Mittag durfte ein staatlicher Bautrupp drei räumungssichere Poller mit Presslufthämmern und Baggern vor dem Störtebeker–Zentrum entfernen. Die Polizei verplichtete sich ihrerseits, den Häusern für den Zeitraum der Bauarbeiten auf drei Kilometer Distanz fernzubleiben. Auch Streifenfahrten wurden an der Hafenmeile eingestellt. Die an den anderen zum Hafen gelegenen Häusern vorgelagerten Poller dürfen vorerst stehen bleiben. Der neuerliche Konflikt, der mit einer Eskalation zu enden drohte, war bekanntlich am Wochenende ausgebrochen, nachdem der Senat die Verhandlungen über einen Verkauf der Häuser an den Polit–Mäzen Jan Philipp Reemtsma auf September verschoben hatte. Aus Angst vor einer möglichen Räumung brachten die Hafenstraßler daraufhin in den letzten Tagen Betonpoller vor den Gebäuden an, die den Einsatz gepanzerter Räumfahrzeuge verhindern sollen. Der Senat forderte die Hafenrandbewohner ultimativ auf, diese Barrieren zu entfernen, andernfalls wolle er die Gebäude durch die Polizei in den alten Zustand versetzen lassen. Doch davon wichen Hamburgs Politiker nun dann doch ab. Man wolle wegen „ein paar Pollern“ keinen „Bürgerkrieg“ riskieren.