Kohl will aufs „Dach der Welt“

■ Der Bundeskanzler will im Rahmens seiner China–Reise unbedingt auch nach Tibet / Das Auswärtige Amt dementiert Meldungen, es habe vom Besuch auf das „Dach der Welt“ abgeraten

Bonn (ap/taz) - Die Bundesregierung hat nach den Worten von Bundeskanzler Helmut Kohl „ein klares politisches Interesse, die Zusammenarbeit und Freundschaft mit der Volksrepublik China auf allen Gebieten auszubauen und zu vertiefen“. Das gelte nicht nur für Wirtschaft, Entwicklungszusammenarbeit und Kultur. Es gelte in besonderem Maße für die politischen Beziehungen, sagte Kohl gestern in Bonn. Kohl bricht heute zu einer zehntägigen Reise auf, die ihn zum zweiten Mal nach China und erstmals in das Königreich Nepal führen wird. Kohl würdigte die positive Entwicklung der deutsch–chinesi schen Beziehungen in der jüngeren Vergangenheit. China sei darüberhinaus der größte Handelspartner der Bundesrepublik in der Dritten Welt und der zweitgrößte Handelspartner in Asien (siehe dazu auch ausführlichen Bericht in der taz von gestern, S. 8). Verschiedentlich in der Presse aufgetauchte Meldungen, wonach das Auswärtige Amt den Bundeskanzler von seiner geplanten Reise in das von China annektierte Tibet abgeraten habe, sind gestern vom AA ausdrücklich zurückgewiesen worden. Das AA, das nach Auskunft eines Sprechers Tibet „als Teil der Volksrepublik China“ betrachtet, habe vielmehr die Reise des Kanzlers mit vorbereitet. Kohl wird bei seinem Besuch auf dem „Dach der Welt“ u.a. vom Geschäftsträger der deutschen Botschaft in Peking begleitet. Der Kanzler selbst äußerte gestern vor der Presse in Bonn, sein Besuch in Tibet werde „keinerlei Veränderungen der völkerrechtlichen Lage“ schaffen. Unterdessen hat der US–Kongreß eine Resolution verabschiedet, in der vor allem die forcierte Sinisierung Tibets kritisiert wird. bg