SPD: Ausstieg aus dem Ausstieg

■ Auf dem „Energie–Forum“ in Hamburg machen Johannes Rau, Klaus von Dohnanyi und Volker Hauff klar, was sie vom Parteitagsbeschluß zum Atom–Ausstieg halten / In 70 Jahren ist bestimmt vielleicht alles vorbei ...

Aus Hamburg Niklas Hablützel

Der vom Nürnberger Parteitag beschlossene Zehn–Jahres–Ausstieg aus der Kernenergie ist für führende Sozialdemokraten nur noch dummes Geschwätz von gestern. Das machten Reden von Volker Hauff, Klaus von Dohnanyi und Johannes Rau auf dem „Ersten Internationalen Energieforum“ klar, das gestern in Hamburg zu Ende ging. Es begann mit Dohnanyi: „Vier oder acht Jahre“ seien den in Nürnberg beschlossenen zehn nun schon mal hinzuzufügen. Dieser Satz seiner Eröffnungsrede schien zunächst nur auf lokale Probleme mit dem künftigen Koalitionspartner FDP anzuspielen. Aber Dohnanyi hatte mehr im Sinn. Johannes Rau war es, der den neuen Kurs samt Argumentationshilfe für verblüffte Ortsvereine absteckte. „Es kommt nicht darauf an, wann wir den letzten Meiler abstellen“, tönte er mit gewohnter Wärme in den Saal, „es kommt darauf an, wann wir damit glaubwürdig beginnen.“ Aber auch dafür war kein Zeitpunkt zu erfahren. Allenfalls vor den Kohle– und Ölkraftwerken solle doch bitte demonstriert werden, blaffte dann Ex–Kanzler Schmidt unter anderem Oskar Lafontaine an. Der hatte sich vorher brav mit dem VEBA–Chef Bennigsen–Förder auf einem Diskussionspodium herumgestritten: Atomkraft sei letztlich eine „philosophische Frage“. Der saarländische Ministerpräsident hat genug Probleme mit seiner Saar–Kohle. Volker Hauff, Forschungsminister unter Schmidt, machte ein Angebot, und zwar an den Staatsekretär im Umweltministerium Martin Grüner (FDP): „Lassen Sie uns doch gemeinsam die Solar– Wasserstoff–Technologie entwickeln, dann können wir über die Atomkraftwerke reden“. Nach gängigen Schätzungen ist in etwa 70 Jahren mit großtechnischem Einsatz der Solar–Wasserstoff– Energie zu rechnen, die dann die Atomkraftwerke ersetzen könnte. Wenn sich die Regierung für diesen Weg entscheide, dann ließe sich über Ausstiegsfristen reden. Das Ersatzkonzept: Energiesparen und lineare Tarife bei laufenden Atomkraftwerken, nur der Schnelle Brüter und die Wiederaufbereitungsanlage müßten - so Hauffs Kompromiß - gestrichen werden. Töpfers FDP–Staatssekretär Grüner mochte kaum widersprechen. Und wie hatte zuvor Johannes Rau das Problem erläutert: „Wir Sozialdemokraten haben gekämpft, aber der Wähler hat es nicht gewollt.“