Drohungen gegen liberale Südafrikaner

■ Auf das Treffen zwischen liberalen Weißen und ANC–Mitgliedern am Wochenende in Dakar haben rechte Medien und Organisationen in Südafrika mit massiven Drohungen reagiert / Ein Delegationsmitglied mußte seine Tochter aus der Schule in Pretoria nehmen

Von Hans Brandt

Kapstadt (taz) - Mit schweren Drohungen und einer neu geschürten Anti–ANC Hysterie haben rechte Medien und Organisationen auf die am Sonntag beendeten Gesprächen zwischen 61 weißen liberalen Südafrikanern und dem verbotenen Afrikanischen Nationalkongress (ANC) in der senegalesischen Hauptstadt Dakar reagiert. Der staatliche Rundfunk SABC nannte die Südafrikaner „politische Terroristen“. Besonders scharf wurde verurteilt, daß in der Abschlußerklärung von Dakar der bewaffnete Widerstand gegen die Apartheid von beiden Seiten als „historische Realität“ akzeptiert wird. Die „Safari“ sei nichts weiter als ein „Werbespektakel“ für die „linksradikale Politik“ gewesen, schrieb die burische Zeitung „Die Burger“. Die regierungsnahe Sonntagszeitung Rapport sprach von einem „vielsagenden Schweigen“ in Pretoria und sagte voraus, daß nach der Rückkehr der Delegier ten in Südafrika „der Sturm mit aller Macht losbrechen“ werde. Den Informationen der Zeitung zufolge wollte die Apartheid–Regierung die Gespräche nicht verhindern, sondern beobachten. Ultrarechte Kreise, allen voran die im weißen Parlament vertretene, oppositionelle Konservative Partei (CP) hatten das Schweigen der Regierung hingegen als stillschweigendes Dulden der Kontakte mit dem ANC interpretiert. Die CP fordert, daß die südafrikanischen Delegierten des Hochverrats angeklagt werden. Die faschistische „Burische Widerstandsbewegung“ (AWB) warnte indessen, daß sie sich die Namen der Delegierten notiert habe und mit ihnen „ins Geschäft kommen“ werde. Diese Drohungen werden von den Delegierten durchaus ernst genommen. Einer von ihnen mußte seine Tochter in Pretoria von der Schule nehmen, nachdem ihre Mitschüler sie angegriffen hatten, weil ihr Vater „mit Terroristen spreche“. Die Gespräche waren von Frederick van Zyl Slabbert, dem ehemaligen Führer der liberalen Progressiv–Föderalen Partei (PFP), organisiert worden. Slabbert, dessen „Institut für eine demokratische Alternative in Südafrika“ (IDASA) sich die Herstellung solcher Kontakte zum Ziel gesetzt hat, sagte in Dakar, daß er sich keine Illusionen über mögliche Repressalien mache. „Die Regierung ist stark genug, IDASA zu verbieten oder Pässe einzuziehen“, sagte Slabbert. „Aber ich denke nicht, daß sie den Prozeß aufhalten können, in dem Menschen nach einer demokratischen Alternative zur Apartheid suchen.“