SPD–Vorstand für Daimler?

■ Deutsche–Bank–Chef wechselt Daimler–Vorstand aus / Reuter (SPD) für Vorstandsvorsitzenden Breitschwerdt

Berlin (taz) - Inmitten ihrer tiefen Krise schaffen es die Sozialdemokraten wenigstens, einen entscheidenden Posten in der Konzernlandschaft der Republik zu besetzen. Edward Reuter (SPD), Sohn des früheren Berliner Bürgermeisters und Finanzchef bei Daimler Benz, wird demnächst Vorstandsvorsitzender dieses größten bundesdeutschen Indu Hauses an dem Rüstungs– und Automobilkonzern zugleich Aufsichtsratsvorsitzender in Stuttgart. Der Wechsel im Amt von Herrhausens Gnaden soll auf einer außerordentlichen Daimler–Aufsichtsratssitzung am 22. Juli fallen. Dies meldet der Spiegel in seiner jüngsten Ausgabe. In einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen hatte Breitschwerdt in der vergangenen Woche noch betont, er strebe eine Verlängerung seines 1989 auslaufenden Vertrages an - alles läuft also gegen seinen Willen. Der Kfz–Konstruktionsexperte, langjähriger und hochgedienter Angehöriger des Hauses, gilt in einschlägigen Kreisen seit längerem als überfordert angesichts des AEG–Dornier– MTU–usw.–Konzerns. Wie es heißt, lief z.B. der AEG–Kauf an ihm vorbei. Den vorzeitigen Rücktritt Breitschwerdts bestätigte Daimler gestern; über die mögliche Nachfolge ließ man selbstverständlich nichts verlauten. Unter Beobachtern gilt es jedoch als ausgemacht, daß Herrhausen sich durchsetzen wird. Der Wechsel markiert somit auch die vollständige Machtübernahme Herrhausens über die Deutsche Bank. Sein bislang noch gleichberechtigter Sprecherkollege Wilfried Guth gilt als Breitschwerdts Protege. Er hatte ihn auch 1983 gegen den bereits damals als Favorit geltenden Reuter durchgeboxt, das „falsche“ Parteibuch war seinerzeit ausschlaggebend. ulk