Armee trainiert mit Atomstaub

■ Die britische Armee simulierte Atomunfälle durch die Ausstreuung radioaktiver Materialien / Auch Feuerwehrleute wurden in einem versuchsmäßig verseuchten Gelände eingesetzt

Aus London Rolf Paasch

Die britische Armee hat in der Vergangenheit in bisher geheim Verteidigungsministerium (MoD) bestätigt. Ein Sprecher des Ministeriums bestritt allerdings die Vorwürfe der früheren Soldaten, die Entseuchungsübungen seien unter Verstoß gegen die Sicherheitsbestimmungen durchgeführt worden. Beim heutigen Stand der Erkenntnisse über die gesundheitsschädlichen Wirkungen radioaktiver Strahlungen, so ließ es ein Sprecher des MoD allerdings durchscheinen, sei die Wiederholung solcher Manöver fraglich. Bei den Anschuldigungen der Ex–Soldaten geht es vor allem um die 1981 unter dem Codewort „Senator“ abgehaltene Übung zur Simulierung eines Verkehrsunfalls eines atomaren Waffentransporters. Nachdem das „Unfallgelände“ in einem Radius von 1/2 Meile mit radioaktivem Staub verseucht worden war, habe die Aufgabe der Entseuchungseinheit unter anderem darin bestanden, Hunderte von Säcken mit Erde zu füllen und abzutransportieren. Das Gelände außerhalb der Halbmeilen–Zone, so ein Übungsteilnehmer, sei allerdings überhaupt nicht untersucht worden. Weitere Anschuldigungen betreffen den Einsatz von Feuerwehrleuten der Armee in einem versuchsmäßig verseuchten Flugzeughangar in Süd–Wales. Eine medizinische Nachkontrolle der nach der Übung entseuchten Feuerwehrleute, so Teilnehmer an der Übung, habe auch hier nicht stattgefunden. Die rund 20–30 speziellen Entseuchungseinheiten stehen unter dem Oberkommando der „Nuclear Accident Response Organisation“ (NARO), die wiederum Teil des Verteidigungministeriums ist. Die realistischen Übungsbedingungen wären im Januar beinahe noch von der atomaren Realtität übertroffen worden, als ein mit Atomwaffen beladene Transporter in Süd–England von der eisigen Fahrbahn abkam und in einem Kornfeld landete. Der Unfall ging noch einmal glimpflich aus.