Ausreiseerlaubnis für Honecker

■ Schalmeinkapelle Wiebelskirchen spielt, was der Staatsratsvorsitzende der DDR sich wünscht: „Am liebsten: Brüder, zu Sonne, zur Freiheit.“ / Besuch ist „Krönung der vertieften Beziehung zwischen Saarland und DDR“

Von Felix Kurz

Ludwigshafen (taz) - „Was Erich Honecker sich wünscht, spielen wir. Wahrscheinlich wird der sich ein Arbeiterlied wünschen.“ Werner Zins (60), der Vorsitzende der Schalmeinkapelle Wiebelskirchen, will mit seiner rund 20 Mann starken Musikband dem DDR–Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker (74) gerne ein Stück aufspielen. Am liebsten dann „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ oder der „kleine Trompeter“. Wir sind da flexibel, meinte er zur taz. Erich Honecker wird bei seiner Visite auch seinen saarländischen Geburtsort Wiebelskirchen besuchen. Klaus Hoppstätter (49), der Ortsvorsteher der 10.000–Seelen– Gemeinde, ist „erfreut, daß der Besuch nun stattfindet“ und davon überzeugt, daß „Erich Honecker noch Wiebelskirchener ist“. Schließlich gibt es auch die Volksweisheit, die da lautet: „Ein Saarländer hat immer Heimweh, egal wie lange und wie weit weg er ist.“ Einen besonderen Aufwand werden die Wiebelskirchener jedoch nicht treiben. Aber gespannt ist man auf seine Reaktion, „wenn er da ist“, schon. Klaus Hoppstätter war vor allem darüber überrascht, daß man so schnell einen Termin genannt hatte. Es gäbe zwar auch welche in Wiebelskirchen, die sagen, so Hoppstätter, ihnen sei das alles egal. Die CDU in Wiebelskirchen dagegen hält sich mit Äußerungen zum Honecker–Besuch sehr zurück: „Wenn die Mauer nicht wäre, ja dann.“ Die in Wiebelskirchen wohnende Schwester Erich Honeckers, Gertrud Hoppstätter, sagte gegenüber einem Reuter–Journa listen, sie sei „glücklich und werde natürlich in Wiebelskirchen sein und ihn begrüßen“. Gertrud Hoppstätter war schon gemeinsam mit Erich im kommunistischen Jugendverband. Heute gehört sie der DKP an. Die wiederum, so ihr Neunkirchener Kreisvorsitzender Erwin Seel, will Honecker „würdig emp fangen“. Er kennt „den Erich“ persönlich. Nur besondere Aktionen seien auch von seiner Partei nicht geplant. Schließlich haben er und seine politischen Freunde ohnehin den Septemper zum Aktionsmonat erhoben. In der saarländischen Staatskanzlei zeigte man sich ebenfalls zufrieden über die Bekanntgabe des Reisetermins. Reinhold Kopp, Chef der Staatskanzlei, zur taz: „Der Besuch ist eine gewisse Krönung der vertieften Beziehungen, die das Saarland seit Jahren Stück für Stück mit der DDR entwickelt hat.“ Allein zwischen drei saarländischen Gemeinden bestehen städtepartnerschaftliche Beziehungen mit DDR–Gemeinden und der Landtag strebt eine solche Liaison auch mit dem Kreistag in Cottbus an. Schäuble warnt Bonn (afp/taz) - Vor übertriebenen Erwartungen an den Besuch Erich Honeckers in der Bundesrepublik hat Kanzleramtsminister Wolfgang Schäuble gewarnt. Er forderte daher vor allem die Presse zu Behutsamkeit und Realismus im Umgang mit der Visite auf. Honecker wird nach Angaben Schäubles am 7.September von Bundeskanzler Kohl in dessen Amtssitz mit den protokollarischen Ehren eines Staatsoberhauptes empfangen. Anschließend sei ein Gespräch mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker in der Villa Hammerschmidt vorgesehen. Honecker wird vom 7. bis 11.September zu einem offiziellen Besuch in Bundesrepublik kommen. Dies teilte Schäuble am Mittwoch mit. Der SED–Generalsekretär und Staatsratsvorsitzende der DDR hat damit eine Einladung von Bundeskanzler Kohl angenommen. Erich Honecker werde sich am 7. und 8.September in Bonn zu Gesprächen aufhalten und anschließend verschiedene Städte in Nordrhein–Westfalen, im Saarland, in Rheinland–Pfalz und in Bayern besuchen, ergänzte Schäuble. Siehe Kommentar