Stechmücken im Sturzflug auf hessische Biotope

■ Wiesbadener Landwirtschaftsministerium hob erstmals den Schutzstatus von Naturschutzgebieten auf / „Autan“ ist nicht mehr zu bekommen / Kontrollbeamte gleichen Streuselkuchen

Von Klaus–Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Der Kampf gegen die Stechmücken–Plage in weiten Teilen der Bundesrepublik hat sich dramatisch zugespitzt. Das hessische Landwirtschaftsministerium hob erstmals den Schutzstatus von Naturschutz– Gebieten auf, um gegen die milliardenfache Invasion der Schnaken vorzugehen. Damit ist der Weg frei zur flächendeckenden Bekämpfung der Schnakenbrut. Diese scheint bitter nötig: Panikartige Fluchtreaktionen werden vom Niederrhein gemeldet, wo die Stechmücken „wolkenartig“ über die Besucher eines Feuerwerks hergefallen seien. Die Apotheken berichten über Lieferschwierigkeiten von „Autan“ und anderen Schutzmitteln. Landwirte müssen die Euter ihrer Kühe einbalsamieren, Kontrollbeamte in den Rhein–Auen glichen nach Vor–Ort–Besichtigungen einem Streuselkuchen. Hauptursache für die „Jahrhundertplage“ ist das Hochwasser, das im Juni die Felder an Rhein und „Altrhein“ überschwemmt hatte. In den neugebildeten „Seen“ auf den Mais– und Kornäckern bildeten sich über Nacht Tausende von Brutstätten. Im „Altrhein“–Dörfchen Ginsheim etwa müssen die Menschen nachts Türen und Fenster geschlossen halten. Im Landkreis Groß–Gerau haben sich insgesamt sechs Gemeinden zu einer Notgemeinschaft zusammengeschlossen, die „auf allen Ebenen“ den Kampf mit den blutsaugenden Biestern aufnehmen soll. Der „Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage“ (KABS), die nach baden–württembergischen Vorbild eingerichtet wurde, gehören die Gemeinden Ginsheim–Gustavsburg, Trebur, Biebesheim, Stockstadt, Riedstadt und Gernsheim an. Die sechs Gemeinden finanzieren gemeinsam einen Fonds zur Schnakenbekämpfung, denn die Bevölkerung sei von den Stechmücken so gepeinigt, daß entsprechende Gegenmaßnahmen keinen Aufschub mehr duldeten. Tagesthema auf Seite 3 Kommentar auf Seite 4