Hannover: V–Leute– Prozeß geplatzt

■ Verfahren gegen Ex–Kripo–Chef muß aufgrund eines vertrödelten Befangenheitsantrags neu begonnen werden

Aus Hannover Axel Kintzinger

Das Disziplinarverfahren gegen den ehemaligen Burgdorfer Kripo–Chef Werner Knocke ist geplatzt. Der Grund: Die Behandlung eines Befangenheitsantrages gegen den Vorsitzenden Richter Otto Groschupf hat die zulässige Zehn–Tage–Frist überschritten. Nach mehreren Befangenheitsanträgen gegen Groschupf, der nicht nur nach Ansicht von Knockes Verteidigern Barbara Klawitter und Elmar Brehm kaum in der Lage ist, dem komplizierten Verfahren zu folgen, konnte in Hannover kein Richter mehr gefunden werden, der über den letzten Befangenheitsantrag hätte entscheiden können. Verwaltungsrichter aus Lüneburg mußten sich nun mit diesem Fall befassen, schickten die Akten jedoch nach Hannover, wo der Antrag dann abgelehnt wurde - allerdings einen Tag nach Ablauf der zulässigen Frist. „In der Zeit bis zur Wiederaufnahme müßte die Polizeidirektion in der Lage sein“, fordert Knocke– Verteidiger Brehm nun, „die verschwundenen Akten aufzutreiben und festzustellen, wer für das Verschwinden verantwortlich ist.“ Bei einer Hausdurchsuchung in Knockes Wohnung waren 1983 Unterlagen mitgenommen worden, die über seine Ermittlungen gegen Beamte und V–Leute von großer Bedeutung waren. Elmar Brehm, der durch sein offenes Bekenntnis, ein Bordell zu besitzen, in die Schlagzeilen geraten ist, hat die Polizeidirektion Hannover und hohe Beamte des Landeskriminalamtes am Wochenende beschuldigt, eine Kampagne gegen ihn zu inszenieren. Polizeiliche Unterlagen über Ermittlungen gegen Brehms Thai– Puff seien gefälscht. So wären Aktenvermerke einer Hamburger Sonderkommission, die gegen die illegale Einschleusung von Thailänderinnen ermittelt, zu einem Zeitpunkt verfaßt worden, als die Kommission schon aufgelöst war. Brehm stolperte auch über einen Vermerk des hannoverschen Sittenpolizei–Chefs Hans–Jörg Kaiser: Unter dem Datum 24.6.87 wurde auf einen Vorgang vom 2.7.87 hingewiesen. Ausgerechnet Kaiser ist einer derjenigen Beamten, gegen die wegen illegaler Lauschangriffe während der Fahndung nach dem Juwelier Düe (unter Mitwirkung von Multiagent Mauss) ermittelt wird - auf Initiative von Brehm. Wann die Wiederaufnahme des Knocke–Verfahrens beginnt, ist noch unklar. Otto Groschupf will erst einmal liegengebliebene Arbeit in der ihm unterstellten Baukammer bewältigen. Brüskiert von dem Abbruch des Verfahrens muß sich Niedersachsens Innenminister Wilfried Hasselmann (CDU) fühlen. Er hatte sich erst am Freitag dafür stark gemacht, den Prozeß zügig fortzuführen.