Unsere „antifaschistische Tradition“

■ Vergleiche, Begriffe und Ansprüche zum 43. Jahrestag des 20. Juli

Für die Grünen war der 43. Jahrestag des Attentats auf Hitler ausschließlich Anlaß, politisches Asyl für jene 15 Chilenen einzuklagen, die von der Todesstrafe bedroht sind. Da Solidarität hier not tut, ist jeder Anlaß, zumal ein feierlicher, recht. So kann man argumentieren. Doch dann fragt sich: ist der 20. Juli nur Anlaß? Den Abgeordneten Ellen Mit dem Faschismusvorwurf kann man den politischen Gegner bekanntlich mundtot machen. Und wie es die Faschisten heute gibt, so auch die Antifaschisten. Antifaschismus - der Ehrent grüner Forderungen. Wer ausgerechnet hierzulande von „antifaschistischer Tradition“ redet, will der sich mit der Geschichte der Antifaschisten noch auseinandersetzen? Und: wer so leicht vergleicht, kann der noch von den unvergleichbaren Nazi–Verbrechen reden? Hat nicht Lothar Späths Denunziation der „Widerstands“bewegungen „heute“ mehr mit der Wahrheit zu tun? Sein Vorwurf: sie seien „Ersatzhandlungen für nicht geleisteten Widerstand“ der Väter und Großväter. Mit dieser These gerät er nicht nur mit den Grünen, sondern auch mit seinen Parteigenossen in Streit. Schließlich gesteht er ein, daß das Versagen seiner Generation sich nach wie vor vererbt. 20. Juli heute? Aktualisierung von den Grünen und Aktualität aus dem Munde eines Konservativen - eine merkwürdige politische Schieflage. Klaus Hartung