Vanunu für Friedensnobelpreis vorgeschlagen

■ Russel–Foundation ünterstützt die Nominierung des israelischen Atomtechnikers, der im Gefängnis auf seinen Hochverratsprozeß wartet / Vanunu beklagt, daß die Linke Israels Atompolitik nicht als Thema aufgegriffen hat / Protest gegen anhaltende Einzelhaft

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Plötzlich ist Mordechai Vanunu, jener israelische Atomtechniker, der im Gefängnis auf seinen Hochverratsprozeß wartet, wieder im Gespräch. Über dreißig Abgeordnete des britischen Parlaments haben sich dafür ausgesprochen, Vanunu für den Friedensnobelpreis zu nominieren. Dies hat der Sprecher der Bertrand–Russel–Foundation Ken Conates jetzt bekannt gegeben. Vanunu hatte im Oktober letzten Jahres mit seinen Enthüllungen in der Sunday Times über die geheime israelische Atomfabrik Demona Schlagzeilen gemacht. Seinen Angaben zufolge wurde er von israelischen Geheimdienstagenten aus Europa nach Israel entführt. Die britischen Abgeordeten möchten mit ihrer Initiative die Enthüllungen Vanunus würdigen, die die Welt auf die atomare Bedrohung in Nahen Osten aufmerksam gemacht hätten. Die Briten stehen mit ihrem Schritt nicht alleine da. Auch Senatoren und Parlamentarier aus Australien haben Vanunu gegenüber dem norwegischen Nobelpreis–Komitee als Anwärter ins Gespräch gebracht. Seine Veröffentlichungen seien „ein effektiver Beitrag zur Abrüstung und Frieden, speziell im Nahen Osten“, hieß es in der Begründung. Vanunu sei „von einem nachdrücklichen Streben nach weltweitem Frieden motiviert“. Seine Enthüllungen hätten deut lich gemacht, welches die Hintergründe für Israels Weigerung seien, den Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen. Letzte Woche meldeten sich in London auch die Schriftsteller Graham Greene, Auberon Waugh und Paul Read in einem Brief an die Times zu Wort und forderten die sofortige Freilassung Vanunus. Seine Inhaftierung sei ein Verstoß gegen Gerechtigkeit und internationale Menschenrechts–Standards, schrieben sie in ihrer Erklärung. In Israel hat sich ein „Komitee für ein öffentliches Verfahren gegen Vanunu“ gegen die „Heimlichtuerei der israelischen Regierung in der Frage atomarer Waffen“ gewandt. Die gleiche Haltung zeige sich im Falle Vanunu. „Die Art und Weise, wie Vanunu unter mysteriösen Umständen nach Israel gebracht wurde, seine verheimlichte Inhaftierung und die Absicht, ihm ein geheimes Verfahren zu machen, widersprechen den normalen juristischen Prozeduren. Wir fordern die israelische Regierung auf, ihm einen öffentlichen Prozeß zu garantieren“, hieß es in der Erklärung, die von Hunderten von prominenten Israelis unterzeichnet worden war. Kurz zuvor hatte sich der Atomtechniker in einem Brief an den Parlamentsabgeordneten der kommunistisch geführten „Demokratischen Front“, Charlie Bitton, darüber beklagt, daß das Thema der Atomwaffen von der politischen Tagesordnung gestri chen worden sei und auch Bitton es in der Knesset nicht aufgegriffen habe. Man müsse fragen, warum die Öffentlichkeit die Wahrheit über die Enthüllungen in der Times nicht erfahren dürfe und warum die Atomanlagen in Demona nicht besichtigt werden dürften. Alle möglichen Fragen müßten gestellt werden, so Vanunu, denn „was ich getan habe, sollte euch eine Gelegenheit geben, diesen gesamten Komplex anzusprechen“. Vanunu stellte klar, daß er für keine Organisation gearbeitet habe, sondern „als ein Spion des Mannes auf der Straße“ gehandelt habe. Der Atomtechniker appellierte an Bitton, ihn im Gefängnis zu besuchen, da er seit neun Monaten in Einzelhaft sitze. Er habe noch nicht einmal seine Freundin sehen dürfen. Bitton hat mittlerweile bei Polizeiminister Haim Barlev eine Besuchserlaubnis beantragt.