Nadjibs Angebot

■ Afghanischer Regierungschef will einer Friedensregelung nicht im Weg stehen

Der Prozeß der nationalen Versöhnung in Afghanistan ist ins Stocken geraten. Zu wenige Flüchtlinge sind in den letzten Monaten in ihre Heimat zurückgekehrt, kaum eine Mudjaheddingruppe ist auf die Rückkehrofferte der Regierung eingegangen. Die Angebote der Regierung den Mudjaheddin gegenüber gehen nicht weit genug. Wer will sich schon darauf einlassen, einen Zipfel der Macht zu erringen, und dann doch nur Spielball des Regimes und der Sowjetunion zu bleiben? Mit dem Hinweis auf die Praxis der Kommunisten in den osteuropäischen Ländern Ende der vierziger Jahre beharrt der Widerstand auf der Übernahme der gesamten Macht in Afghanistan. Daß mit dem stalinistischen Trick, die Schlü herbeiführen, um sowohl bei den Reformen nach innen als auch in der Asienpolitik weiterzukommen. So könnte das Rücktrittsangebot Nadjibs mehr sein als nur eine Floskel. Nachdem schon Babrak Karmal in der Versenkung verschwunden ist und auch Nadjib letztlich erfolglos blieb, könnte eine neue Führung in Kabul ein erweitertes Angebot an die Mudjaheddin formulieren. Die Mudjaheddin spielen auf Zeit. Die Entwicklung der letzten Jahre hat die Sowjetunion unter Zugzwang gesetzt. Der Schlüssel für einen Frieden in Afghanistan liegt immer noch nicht bei den Friedensverhandlungen in Genf, wie Nadjib dies behauptet, sondern im Politbüro der KPdSU. Erich Rathfelder