I N T E R V I E W „Ich plädiere für Tempo 130“

■ Der CSU–Abgeordnete Werkstetter will die Raser auf den Autobahnen stoppen Der Berchtesgadener CSU–Landtagsabgeordnete Franz–Xaver Werkstetter hat sich angesichts von erschreckenden Unfallbilanzen für Tempo 130 auf Autobahnen ausgesprochen. Wir fragten ihn nach seinen Gründen.

taz: Sie haben jetzt als erster CSU–Abgeordneter für ein Tempolimit plädiert: Sie wollen eine Geschwindigkeitsbegrezung von 130 km/h auf Autobahnen. Warum? Franz–Xaver Werkstetter: Ein Tempolimit von 130 würde sich sicherlich positiv auswirken auf eine Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer. Wir haben jetzt die Raser, wir haben fast 9.000 Verkehrstote in der Bundesrepublik. Das können wir uns nicht mehr länger leisten. Das sind Schicksale, die tief in die Familien hineingreifen. Tempo 130 wäre tragbar, um zu einer Verbesserung der Verkehrssicherheit beizutragen. Ist Ihre Forderung auch ein Signal für ein Umdenken innerhalb der Unionsparteien? Dort ist das Tempolimit bisher kein Thema. Ich kann das nicht beurteilen. Ich habe diese Forderung nur für meine Person erhoben, weil ich es mit meinem Gewissen nicht mehr länger vereinbaren kann, hier zu schweigen. Ich habe natürlich mit einer Reihe von Parteifreunden und Kollegen gesprochen und ich meine, daß hier eine gewisse Neigung da ist, diesen Weg zu gehen. Ob das in der Partei durchsetzbar ist, weiß ich nicht. Ich fürchte nur, daß wir die größten Schwierigkeiten mit der FDP bekommen. Das müßte ja bundesweit gelöst werden, und da sehe ich Schwierigkeiten. Was halten Sie von der Forderung nach Tempo 100 auf Autobahnen und Tempo 80 auf Landstraßen? Das ist eine zu starke Gängelung, die nicht mehr im Verhältnis steht von Erfolg und Aufwand. Ich plädiere für 130. Die Schnellfahrer auf der Autobahn werden ständig mehr. 1985 waren die Schnellfahrer über 130 noch 25 Prozent, heute sind es schon über 34 Prozent. Das ist eindeutig. Geschwindigkeiten über 130 scheinen mir einfach nicht mehr sinnvoll zu sein, hier sollte man die Grenze setzen. Wie wollen Sie das Tempolimit kontrollieren? Wenn man Geschwindigkeitsbegrenzungen einführt, muß man sie kontrollieren. Das ist selbstverständlich. Ich fordere deshalb die Einführung von Kurzweg–Fahrtenschreibern, die technisch längst ausgereift sind. Sie würden die Geschwindigkeit aufzeichnen, ohne daß Radarfallen aufgebaut werden müssen. Wer angemessen fährt, hat nichts zu befürchten, aber die Raser können herausgefischt werden, weil die gefahrene Geschwindigkeit leicht nachzuweisen ist. Versprechen Sie sich auch eine Reduzierung der Luft–Schadstoffe durch ein Tempolimit? Natürlich sehe ich da einen Zusammenhang. Abgase, Lärmschutz und die Verkehrssicherheit - alles zusammen muß dazu führen, daß wir ernsthaft über eine Geschwindigkeitsbegrenzung nachdenken. Da sind wir uns ja mal einig... Interview: -man–