Die Landreform der Corazon Aquino

Die Verordnung zur Landreform, die die philippinische Präsidentin Aquino am Mittwoch unterzeichnet hat, betrifft zwar, so der Text, „alle privaten und staatlichen Landwirtschaftsgüter“. Doch die Zielvorgabe, daß niemand mehr als sieben Hektar besitzen soll, ist nicht als verbindliche Größe festgelegt. Sie würde bedeuten, daß etwa die Hälfte der zehn Millionen Hektar kultivierten Landes umverteilt werden müßte. Der erste Schritt bis 1990, für den Aquino keine Parlamentszustimmung braucht, ist im wesentlichen eine Fortführung der 1972 von Marcos begonnenen, aber unvollständig ausgeführten Landreform und umfaßt 18,5 Prozent der Agrarfläche. Der Reformteil ist beschränkt auf Reis– und Maisfelder, sowie auf brachliegendes und von Marcos–Günstlingen beschlagnahmtes Land und Ländereien, die mit hohen Hypotheken belastet sind. Die Bauern bekommen im Durchschnitt 1,4 ha. Frühestens 1990 sollen (nach heutiger Planung) die übrigen Ländereien über sieben Hektar verteilt werden, rund 3,85 Millionen ha. Davon betroffen sind vor allem die großen Kokos– und Zuckerplantagen, darunter auch die 6.000 ha der Aquino–Familie. Laut Verfassung vom Februar 1987 darf der Kongreß aufgrund „ökologischer, entwicklungspolitischer und Gerechtigkeits–Überlegungen“ Großgrundbesitzer von der Reform verschonen. Im Klartext: Die Ananasplantagen (z.B. Dole und Delmonte) werden aller Voraussicht nach ebenso ausgespart bleiben wie die Kaffee– und Kakaofelder sowie Rinderfarmen und die kürzlich mancherorts für die Krabbenzucht umfunktionierten Reisfelder, weil der Kongreß sie als für die Entwicklung unentbehrlich einstufen wird. Die Verfassung schreibt eine „gerechte Entschädigung“ für die Großgrundbesitzer vor, zu definieren vom Kongreß und zu zahlen von den Bauern. Da diese aber wegen ihrer geringen Einnahmen Jahrzehnte für die Abzahlung brauchen, muß die Regierung das Geld vorschießen, zum kleineren Teil in bar, überwiegend aber in Aktien. Damit soll das Geld der Bauern in die Industrialisierung und in die Privatisierung von Staatsbetrieben fließen, wie das die Aquino–Verfassung vorsieht. Einschließlich begleitender Kreditprogramme für Hochertragssorten, Kunstdünger und Pestizide rechnet die Aquino–Regierung bis 1990 mit Kosten von 1,7 Milliarden Dollar, danach mit weiteren drei Milliarden. Da die Philippinen bereits heute mit 28 Milliarden Dollar verschuldet sind, muß vor allem für die Verteilung der Kokos– und Zuckerfelder mit etlichen Jahren Verzögerung gerechnet werden. abe