Knast für Fahrt nach München

■ Seit 13 Tagen sitzt ein tamilischer Asylbewerber, weil er für eine Sportveranstaltung verreiste

Von Vera Gaserow

Berlin (taz) - Als der 23jährige Paul P. am vorletzten Sonntag in München nach einem glorreich gewonnenen Cricket–Spiel in eine ganz normale Verkehrskontrolle geriet, schien alles in Ordnung. Paul hatte weder eine rote Ampel übersehen, noch war er zu schnell gefahren. Die Fahrzeugpapiere hatte er ordnungsgemäß dabei, und Alkohol getrunken hatte er auch nicht. Dennoch sitzt Paul P. seit dem 13. Juli in München Stadelheim im Knast in einer Einzelzelle und darf keinen Besuch empfangen. Das Verbrechen, für das er jetzt wie ein Schwerkrimineller behandelt wird, besteht allein darin, daß er dort war, wo er war, in München nämlich, und dort darf er laut Gesetz nicht sein. Denn Paul Prahalathan lebt seit drei Jahren als tamilischer Asylbewerber in Arnsberg im Sauerland und darf - wie andere Asylbewerber auch - auf Geheiß der Ausländerbehörde den ihm zugewiesenen Aufenthaltsort nicht verlassen. Zweimal hat man ihn bisher dabei erwischt, wie er sich unerlaubt ein bißchen Bewegungsfreiheit genommen hatte. Nachdem er am Sonntag in München für seine Cricket–Mannschaft die entscheidenden Tore geschossen hatte, beantragte Staatsanwalt Schöpf Haftbefehl. Zwei Monate zuvor wurde Pauls Mobilität noch mit einem Händedruck von Bundespräsident Weizsäcker honoriert. Als Teilnehmer einer Delegation der Arnsberger Pfadfinder war er, unter großer Würdigung durch die Lokalpresse, als Asylbewerber mit zum Jugendempfang des Bundespräsidenten geladen. Bericht auf Seite 5