AL–Politikerin bedroht

■ Morddrohungen gegen die engagierte Ausländerexpertin Heidi Bischoff–Pflanz / „Wir übernehmen die Dame“ / Vermutlich sind rechtsradikale Rassisten die Urheber der Hetzereien

Berlin (taz) - Gegen die ehemalige Abgeordnete der Berliner Alternativen Liste, Heidi Bischoff– Pflanz, ist am Wochenende erneut eine anonyme Morddrohung ausgesprochen worden. Ein Anrufer beim dpa–Büro in Frankfurt behauptete am Samstag, die AL–Politikerin sei in den Brandanschlag auf die Berliner Asylbehörde verwickelt, bei dem vor knapp drei Wochen mehrere Tausend Asylakten vernichtet worden waren. „Wir übernehmen die Dame“, erklärte der anonyme Anrufer laut dpa. Außerdem habe er behauptet, von der RAF zu sein. Die ehemalige Abgeordnete, die sich in Berlin gegen die Abschiebung von Flüchtlingen einsetzt, hat mehrfach Morddrohungen erhalten. Die Drohbriefe und -anrufe hatten zugenommen, nachdem Heidi Bischoff–Pflanz im letzten Sommer nach Sri Lanka gereist war, um tamilische Flüchtlingskinder zu ihren Eltern nach Berlin zu bringen. Die ausländerfeindlichen und rassistischen Argumente der anonymen Anrufer lassen den Schluß zu, daß die Einschüchterungsversuche aus dem rechtsradikalen Spektrum kommen. Der Berliner Staatsschutz hat am Wochenende Ermittlungen eingeleitet. Eine Gefährdung der Politikerin sei nicht auszuschließen, erklärte ein Sprecher. Ob der Anruf authentisch sei, könne er noch nicht beurteilen. Zu dem Anschlag auf die Asylbehörde hatten sich vor drei Wochen die „Revolutionären Viren“, eine „Jugendorganisation der Revolutionären Zellen“, bekannt. mow