Krimtataren protestieren weiter Treffen mit Gromyko erfolglos

■ Regierungskommission soll sich mit den Problemen der Krimtataren befassen Betroffene mit Gromyko–Treffen unzufrieden / Hungerstreik geplant

Berlin (taz) - Unzufrieden zeigten sich die Sprecher der Krimtataren über das Gespräch mit dem sowjetischen Staatsoberhaupt Andrej Gromyko, das nach langem Hin und Her am Montag abend stattfinden konnte. Gromyko sei ihren Forderungen ausgewichen und habe vor weiteren Demonstrationen gewarnt. In einer Erklärung der Nachrichtenagentur TASS heißt es, daß jeder Versuch, die Spannung zu schüren, den Tataren zum Nachteil gereiche. Die seit Tagen auf dem Roten Platz etwa 700 demonstrierenden Krimtataren wollten am Dienstag ihr weiteres Vorgehen abstimmen. Dem Hinweis Gromykos, eine schon bestellte Regierungskommission werde sich mit dem Fall befassen, wurde von den Delegationsmitgliedern skeptisch beurteilt. Gromyko habe erkennen lassen, daß er selbst nicht für die gesamte Kommission sprechen könne. Ihr gehören neben Gromyko der Geheimdienstchef Tschebrikow, ZK–Sekretär Alexander Jakowlew, Vizepräsident Pjotr Demitschew und der ukrainische Parteichef Wladimir Schtscherbizki an. Gromyko sehe auch Probleme bei der Reintegration, weil er an die Menschen, die jetzt auf der Krim lebten, denken müsse. Dieses Argument wollen die Krimtataren jedoch nicht gelten lassen, da ihr Bevölkerungsanteil, selbst wenn alle von Stalin in den Jahren 1944/45 von der Krim Vertriebenen und deren Familien zurückkämen, nur 5 Prozent der heutigen Bevölkerung ausmachen würden. Sie wollen weiterhin direkt mit Michail Gorbatschow reden und schließen zur Durchsetzung ihrer Ziele einen Massenhungerstreik in Moskau nicht aus. er