Zuviel versprochen

■ Ersatzarbeitsplätze bei Thyssen für Hattinger Hüttenarbeiter waren ziemlich frei erfunden

Bochum (taz) - „Rund 500 Arbeitsplätze bei Thyssen“ und weitere 500 bei „befreundeten Firmen“ stellte der Thyssen– Chef Dr. Dieter Spethmann den Hattinger Hüttenarbeitern über die Lokalpresse in Aussicht. Michael Bieber, demnächst arbeitslos, wollte es genau wissen. Er forderte die Listen der Ersatzarbeitsplätze von der Personalabteilung der Henrichshütte an. Dann griff er zum Telefon und versuchte bei neun Betrieben anzuheuern, die nach der Thyssen– Liste 220 freie Stellen bieten. Das Ergebnis: Vier Arbeitsplätze für Elektriker in der Nähe von Stuttgart und mehrere Stellen (drei Schlosser, drei Elektriker, vier Schweißer) in Istanbul/ Türkei. 25 bis 30 Verkaufsfahrer (mit Eigenkapital) wurden auch gesucht. Allerdings war das Unternehmen „stark an meiner Abfindung interessiert“, berichtet der Arbeitssuchende. Die als „konzerneigen“ definierten freien Arbeitsplätze bei den Thyssen–Edelstahl–Werken in Witten haben einen anderen Pferdefuß - die rund 290 Arbeitsplätze können nur von arbeitslosen Henrichshüttenwerkern besetzt werden, wenn bei den Edelstahlwerken alle Auszubildenden nach der Lehre auf die Straße gesetzt werden. Auf solche Ersatzarbeitsplätze will Michael Bieber lieber verzichten. Corinna Kawaters