Bild–“Ente“ beerdigt Kalkar

■ Eine Meldung über das definitive Ende des Schnellen Brüters provoziert Dementis zuhauf / „Geheim–Gutachten“ über Sicherheitsmängel / Kalkar auch koalitionsintern umstritten

Berlin (taz) - Einen Hagel von Dementis hat die Bild–Meldung über das definitive Ende des Schnellen Brüters in Kalkar ausgelöst. Das Märchen–Blatt hatte unter Berufung auf „Informationen aus der engsten Umgebung“ von Forschungsminister Riesenhuber gemeldet, die Ruine von Kalkar werde wegen „schwerer Sicherheitsmängel“ nicht in Betrieb gehen. Die Sicherheitsmängel seien im „geheimen Vorentwurf eines Gutachtens“ aufgelistet, den eine Schweizer Ingenieurfirma im Auftrag des Forschungsministeriums vorgelegt habe. Umweltminister Töpfer habe daraufhin in einem Vier–Augen–Gespräch Riesenhuber bedeutet, daß der Brüter nicht in Betrieb gehen könne. Diese Ent scheidung solle aber erst am Jahresende bekanntgegeben werden. Als Ausdruck der „Themen– Dürre, die im Augenblick bei den Zeitungen herrscht“, wertete Riesenhubers Sprecherin Irene Rüde die „Ente“ der Bild–Zeitung. Es gebe weder ein Geheimpapier noch ein Vier–Augen–Gespräch. Auch das Umweltministerium dementierte hartnäckig. Das Gutachten wurde allerdings tatsächlich - im Juni - an die Schweizer Firma Moto–Columbus in Auftrag gegeben. Es soll im September vorgestellt werden. Daß der Brüter in der Tat auf der Kippe steht und auch koalitionsintern inzwischen sehr umstritten ist, gilt als sicher. In einem Brief an Kohl hatte Umweltminister Töpfer erst Ende Juni auf „einige sicherheitstechnische Probleme“ aufmerksam gemacht, die einer Inbetriebnahme im Wege stehen. Er erwähnte den Bethe–Tait–Störfall (Möglichkeit einer atombombenähnlichen Explosion des Brüters), den Rost im Reaktortank und dessen Einbauten sowie die Nachrüstung der Lüftungsanlagen. Auch im Interview mit der taz (siehe Ausgabe vom 27.7.) hatte Töpfer den Kalkar–Koloß eher halbherzig verteidigt. -man– K O M M E N T A R E